Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die
wir hinterlassen, wenn wir Abschied nehmen.
Albert
Schweitzer
Name : James Jeffrey Cathey
Rang : 2nd Lieutenant ( Leutnant)
Einheit : 2.
Bataillon , 2.Regiment, United States Marine Corps
Alter : 24
aus : Reno, Nevada, USA
aus : Reno, Nevada, USA
Gefallen am 21. August 2005,
Karmah, Irak
Operation Iraqi Freedom
Auf dem Höhepunkt der Schlacht von Fredericksburg, während
seine Soldaten die verzweifelt anrennenden Truppen der Nordstaaten zu Tausenden
niederschossen, kam General Robert Edward Lee eine Erkenntnis. „ Es ist gut,
dass der Krieg so schrecklich ist“ sagte der Kommandeur der konföderierten
Armee von Nord- Virginia zu seinem Stabschef, General Longstreet, „ wir könnten
sonst vielleicht Gefallen an ihm finden“.
Vielleicht gingen dem Major im US Marine Corps, Steve Beck
ähnliche Gedanken durch den Kopf, als er Katherine Cathey zum offenen Sarg
ihres Mannes geleitete. Leutnant James Cathey starb, während er seinen Zug
anführte, durch eine am Straßenrand versteckte Bombe. Die Militärbestatter
hüllten den von der gewaltigen Explosion zerstörten, geschundenen Körper vorsichtig
in das Leichentuch und breiteten seine Uniform darüber. Steve Beck hatte
Katherine darauf vorbereitet, dass es keinen letzten Blick, keinen Abschied für
sie geben würde. Behutsam ergriff er die Hand der im fünften Monat schwangeren
Frau und presste sie auf den blauen Stoff. „ Kannst du es fühlen? Er ist hier“
flüsterte er „ genau hier.“
Bildquelle: Todd Heisler |
Zwei Tage zuvor hatte Katherine dem Offizier ihre Tür vor
der Nase zugeschlagen, weigerte sich stundenlang mit ihm zu sprechen. Alles in
Katherine sträubte sich dagegen, dem Unabwendbaren, das in Person des Majors
Beck vor ihr stand, ins Auge zu blicken. Vor wenigen Tagen hatte sie erfahren,
dass das Kind, das sie von ihrem Mann erwartete, ein Junge sein würde. James hatte
ihr, kurz nachdem er seinen Einsatz im Irak begann, geschrieben:
„ Ich verspreche dir,
nach Hause zu kommen. Ich habe eine Frau und ein Baby, auf das ich mich freue.
Ihr zwei seid alles, was ich auf dieser Welt habe!“
Steve Beck wusste mit dieser Situation umzugehen. Jahre
zuvor, als er die unheimliche, schwarze, über New York aufsteigende Wolke im
Fernsehen sah, rechnete er fest damit, sich bald im Kampfeinsatz
wiederzufinden. Stattdessen wartete eine genauso schwere Aufgabe auf ihn – den
Angehörigen gefallener Soldaten die schreckliche Nachricht zu überbringen. Er
hatte gelernt, diesen Menschen, deren Welt in Sekundenbruchteilen in Trümmern
versank, einen Halt zu geben und so nahm er Katherine Cathey behutsam in seinen
Arm, als sie im Angesicht des fahnenbedeckten Sarges ihres Mannes, der aus dem
Flugzeug geladen wurde, in haltloses Schluchzen ausbrach.
Bildquelle: Todd Heisler |
Nachdem Caroline Cathey vom Einsatz ihres Sohnes im Irak erfahren
hatte, wurde sie eine Vision nicht mehr los – sie sah drei Männer in grünen Uniformen
an ihre Haustür klopfen.
Ende August 2005, einen Monat nach James Catheys Ankunft in
Bagdad, wurde der Alptraum für die Buchhalterin aus Reno im Bundesstaat Nevada
Wirklichkeit. Als sie vom Sonntagsgottesdienst nach Hause kam, parkte ein
schwarzes Militärfahrzeug vor ihrem Haus.
„ Mir war sofort klar, warum sie hier waren“ sagte Caroline der Zeitung „Las Vegas Sun“.
Ihr Sohn James wollte Soldat im Marine Corps sein, seit er
die vierte Klasse besucht hatte. „Wie sagt man seinem Kind : Nein, das kannst
du nicht!“? fragte Caroline Cathey die Reporter.
James Cathey meldete sich 1998, im Alter von 17 zur
Offiziersausbildung im Marine Corps. Er versäumte seine Abschlussfeier, um an
der Grundausbildung teilzunehmen. Später setzte er seine Ausbildung an der
Universität von Colorado in Boulder fort. James erwarb Abschlüsse in Geschichte
und Anthropologie und traf seine große Liebe, Katherine aus Brighton in
Colorado.
Ein Jahr nach Kriegsausbruch erhielt James Cathey sein
Offizierspatent, diente in Ost –Timor und Okinawa bevor er in den Irak versetzt
wurde.
„ Die Männer, die er
anführte, schauten zu ihm auf“ erzählte Caroline. „ Er sagte mir stets: Hab
keine Angst um mich. Wenn wir sie nicht dort drüben bekämpfen, dann müssen wir
irgendwann hier gegen sie kämpfen.“
Sie stimmte dem zu. “Unsere Jungs müssen dort sein. Dieser
Job muß getan werden. Sie wollen uns vernichten. Sie werden es tun, wenn wir
sie lassen. Diese Leute dort sind Wahnsinnige.“
Die Männer aus dem schwarzen Militärfahrzeug blieben die
ganze Nacht über bei Caroline.
Steve Beck wich bis zu Leutnant James Catheys Beerdigung
nicht von Katherines Seite, aber auf das, was am Abend zuvor geschah, war er
nicht vorbereitet.
Katherine warf sich weinend über den Sarg, bevor sie
persönliche Erinnerungen, die sie mitgebracht hatte, als letzen Gruß
hineinlegte – Blumen ihrer Hochzeit, eine Flasche mit James´ Lieblingsparfüm,
die letzte Ultraschallaufnahme ihres ungeborenen Sohnes.
Bildquelle: Todd Heisler |
Als die Kapelle bis zum nächsten Morgen verschlossen werden
sollte, presste Katherine verzweifelt ihren Bauch auf den Sarg und weigerte
sich, ihren Mann zu verlassen.
Bildquelle: Todd Heisler |
Die Marines der Ehrenwache holten eine Matratze und
Bettzeug aus ihrer Unterkunft und bereiteten ihr ein Bett vor dem Altar. Katherine
öffnete, bevor sie einschlief, ihren Laptop, spielte Songs, die James geliebt hatte und ihr
Hochzeitsvideo.
Einer der Männer fragte sie, ob sie allein sein wolle oder
ob er Wache halten solle.
„ Ich glaube, er wäre froh, wenn Sie bei mir wären. Genau
das hätte er sich gewünscht.“ erwiderte Katherine.
Caroline Cathey fürchtete die Leere nach dem Tod ihres
Sohnes. Am meisten quälte sie der Gedanke, James ´Andenken könne in
Vergessenheit geraten. Dennoch versäumte sie die Zeremonie, bei der die
Highschool ihrer Heimatstadt zum ersten Mal ein nach James Cathey benanntes
Ehrenstipendium verlieh.
Bildquelle: Todd Heisler |
Joyce, ihre Tochter und James´ Schwester, die sich gerade
auf den Abschluß ihres Jurastudiums vorbereitete, ließ sich das Bild ihres
Bruders auf den Rücken tätowieren, nachdem sie von seinem Tod erfahren hatte.
Danach gingen Mutter und Tochter auf eine Autotour, quer durch Amerika.„Wir hatten fünf Jahre auf eine Gelegenheit gewartet, das zu
tun“ sagte Caroline.
In James Catheys ehemaligem Kinderzimmer liegen
Beileidsbekundungen von Politikern achtlos auf einem Stapel in irgendeiner
Ecke. Der einzige Brief in einem Rahmen an der Wand stammt vom Kommandanten des
Marine Corps.
„James kümmerte sich nicht um all die Reden von Politikern,
selbst des Präsidenten.“ sagte Caroline der Zeitung „Rocky Mountain News“. „ Er
war für seine Männer da, seine Marines, sie waren sein Leben. Senatoren,
Abgeordnete, der Präsident, sie alle haben nicht die Spur einer Ahnung, wie es
uns jetzt geht.“
Katherine hatte hart und erbittert mit ihrem Mann über der
Krieg gestritten. Sie war strikt gegen die Entscheidung, in den Irak
einzumarschieren während James ihr entgegenhielt, dass es notwendig sei und er
seinen Job erledigen müsse. „Am Ende
jedoch schweißten uns die Meinungsverschiedenheiten noch enger zusammen.“ sagte
Katherine .
Am 22. Dezember 2005
brachte Katherine Cathey ihren Sohn James Jeffrey Cathey Jr. zur Welt. Sie
nannte ihn Jimmy.
„ Ich hoffe, Jimmy wird mich viele Dinge über seinen Vater
fragen. Ich bin mir sicher, dass er das tun wird“
James Jeffrey Cathey (1980 - 2005) |
EHRE SEINEM ANDENKEN - ER IST UNVERGESSEN
Textquellen: lasvegassun.com
freedom-hall.org
leatherneck.com
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