Si vis pacem para bellum - Freiheit hat einen Preis

Si vis pacem para bellum - Freiheit hat einen Preis

Wenn ihr nach Hause geht, erzählt ihnen von uns und sagt ihnen, daß wir für ihr Morgen unser Heute gaben.

John Maxwell Edmonds

Sonntag, 9. März 2014

Tödliches Gewissen


„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“
                                                                       Friedrich Schiller: Der Spaziergang, 1795.

Name: Michael Patrick Murphy
Rang : Leutnant
Einheit: SEAL – Team 1, United States Navy
Alter: 29
aus   : Patchogue, New York, USA
Gefallen: 28.Juni 2005 in der Nähe von Asadabad, Provinz Kunar, Afghanistan
Operation Enduring Freedom


Bildquelle: sealofhonor.com

Es war die Paraderolle für Jack Nicholson, der Hollywoodveteran mit dem Faible für fiese Typen verkörperte den diabolischen Colonel Nathan Jessup brilliant. "Wir befolgen Befehle. Wir befolgen Befehle oder Menschen sterben. So einfach ist das.“ schleuderte er seinem Widersacher Tom Cruise, der die Rolle des smarten Anwaltes Daniel Kaffee ebenso beeindruckend spielte, verächtlich ins Gesicht.

 „Eine Frage der Ehre“, Rob Reiners filmische Parabel über den Konflikt zwischen Moral, Gewissen und militärischer Pflichterfüllung entstand 1992.  Sein Originaltitel „ A few good men“ erscheint wie ein Menetekel für das, was sich knapp dreizehn Jahre später in der Nähe eines kleinen paschtunischen Dorfes tief im Süden Afghanistans, nahe der pakistanischen Grenze ereignete. An diesem Tag stand eine kleine Gruppe Soldaten im Kampf gegen eine vielfache feindliche Übermacht, an diesem Tag folgte ihr Anführer, ein junger Offizier dem Ruf seines Gewissens und musste erkennen, dass der Preis dafür nicht allein sein eigenes Leben war. An diesem Tag erfüllte sich für 18 Männer die unerbittliche Logik des Colonels Jessup.

Dem Studenten Michael Murphy stand die Welt offen. Der begeisterte Leser klassischer griechischer Literatur und herausragende Sportler erwarb 1998 seinen Titel als Bachelor in Politikwissenschaft und Psychologie an der staatlichen Universität von Pennsylvania mit Auszeichnung. Mehrere juristische Fakultäten boten ihm ein Stipendium an, eine Karriere als Richter, Rechts- oder Staatsanwalt schien eine reine Formsache.

Michael Murphy hatte andere Pläne für sein Leben. Sein Ziel bestand darin, der Eliteeinheit der US Navy SEALS anzugehören. Obwohl er nur knapp 1,80m groß war, gelang es ihm, im September 2000 in die Offiziersschule der US Marine in Pensacola / Florida aufgenommen zu werden.
Die Ausbildung bei der härtesten Spezialeinheit der Welt absolvierte Murphy wie schon als Student als einer der besten. Er bekleidete bereits den Rang eines Leutnants, als seine Einheit im Januar 2005 zur Unterstützung der internationalen Koalitionstruppen nach Afghanistan verlegt wurde.

Michael Murphy in Afghanistan ( Bildquelle: sealofhonor.com)

 Im Juni 2005 überzog Ahmad Shah, der Anführer einer ca. 200 Mann starken Gruppe aus alQaida – und Talibankämpfern die Provinz Kunar im afghanisch – pakistanischen Grenzgebiet mit einer Terrorwelle. Alle Versuche, Ahmad Shah zur Strecke zu bringen, scheiterten, weil er entweder nach Pakistan auswich oder die lokale Zivilbevölkerung als Schutzschild benutzte, so dass ein Luftangriff nicht in Frage kam. Somit blieb den Kommandeuren der Koalitionstruppen nur die Alternative einer riskanten Operation am Boden, tief im feindlichen Hinterland. Am 28.6.2005 startete der Einsatz unter dem Codenamen "Operation Red Wings".

Nachdem der Terrorführer in der Nähe der kleinen Ortschaft Asadabad durch Geheimdienstinformationen lokalisiert worden war, wurde, wurde ein vierköpfiges Team, bestehend aus Michael Murphy, seinen SEAL-  Kameraden Danny Dietz und Matt Axelson sowie dem Marinesanitäter Marcus Lutrell in der Nähe abgesetzt. Ihr Auftrag: Ahmad Shah entweder gefangenzunehmen oder auszuschalten. Für die kleine Gruppe war es überlebenswichtig lange unentdeckt zu bleiben, schnell zuzuschlagen und wieder zu verschwinden, aber dieser Plan war schon kurze Zeit nach dem Absetzen Makulatur. Die vier SEALs liefen in dem unübersichtlichen Gelände einer Gruppe einheimischer Schafhirten in die Arme. Für Leutnant Murphy, den Kommandoführer, bedeutete das die schwerste Entscheidung seiner Militärkarriere: Wollte er den Erfolg der Mission und die Sicherheit seines Teams nicht gefährden, musste er diese zufälligen Zeugen töten. Doch Murphy zögerte, das Töten Unbeteiligter widersprach seinem Ethos. Nach kurzer Beratung mit den anderen drei Mitgliedern der Gruppe entschloß er sich, die Hirten ziehen zu lassen, den Einsatz abzubrechen und um eine Evakuierung zu bitten.

Von diesem Moment an begann sich die Schlinge um die vier Männer unerbittlich zuzuziehen. Kaum außer Sicht nahmen die Afghanen Verbindung mit der Talibangruppe um Ahmad Shah auf, in dem bergigen Gelände kam keine Verbindung mit der Basis auf dem Stützpunkt in Bagram zustande. Schnell waren die vier SEALs von bis zu 150 feindlichen Kämpfern umzingelt und unter Feuer genommen.
Bereits in den ersten Minuten des Gefechtes wurden alle vier verwundet. Verzweifelt suchte Michael Murphy nach einem erhöhten Punkt um einen Funkspruch abzusetzen. Er kletterte ungeschützt auf einen Hügel, konnte eine kurze Meldung absetzen und kehrte obwohl zweimal in den Rücken getroffen, zu den anderen zurück.

Der kurze verstümmelte Hilferuf hatte das Oberkommando der Special Forces in Bagram erreicht. Eine Rettungsmission startete unter Federführung des 160. Luftkavallerieregimentes. Diese Einheit bezeichnet man auch als die Night Stalkers, weil sie ihre riskanten Missionen vorwiegend im Schutze der Dunkelheit durchführen. Nun aber galt es, am helllichten Tag unter feindlichem Feuer in einem unbekannten Gelände zu landen, die Taliban hatten den Funkspruch ebenso gehört und der riesige, zweimotorige Chinook – Helikopter bot ein scheunentorgroßes Ziel. Dennoch zögerte Major Stephen Reich, der Kommandeur des Rettungstrupps nicht, den Anflug direkt bis zu der eingeschlossenen Gruppe Murphys fortzusetzen, er wusste, das das die einzige Chance für die vier Männer war.

Der Volltreffer einer RPG, einer Raketenpanzerbüchse russischer Bauart zerfetzte die Maschine in der Luft, alle 16 Insassen – acht Navy SEALS und acht Night Stalkers starben.
Am Boden vollendete sich das Schicksal der kleinen Gruppe um Michael Murphy. Sie kämpften, bis ihre Munition verbraucht war, dann senkte sich die Nacht über die sterblichen Überreste von Murphy, Axelson und Dietz sowie 35 Taliban.

Lediglich der Sanitäter Marcus Lutrell überlebte das Inferno. Es gelang dem Schwerverwundeten, sich zwischen Felsen zu verstecken, nach Einbruch der Dunkelheit kroch er sieben Stunden lang bis zu dem Paschtunendorf, in dem die Basis der Taliban vermutet wurde. Die Dorfbewohner nahmen ihn auf, lehnten seine Auslieferung an die Taliban ab und übergaben ihn Tage später in der Nähe operierenden US – Truppen.. Die uralten Regeln der Gastfreundschaft, denen sich die Paschtunen verpflichtet fühlten, retteten Lutrell das Leben.

Angel Flight - die Gefallenen der Operation Red Wings kehren heim ( Bildquelle: Facebook)


Michael Murphys mutige, konsequente Entscheidung ethische Erwägungen über Befehl und Auftrag zu stellen, das daraus resultierende Opfer , das 18 junge Männer brachten, war ausländischen Medien, speziell den deutschen, die oft und gerne breit sind, den moralischen Zeigefinger zu erheben, bezeichnenderweise keine Erwähnung wert. Anders in seiner Heimat: Am 22. Oktober 2007 verlieh Präsident George W. Bush Michael Murphy posthum die Medal of Honor, am 7.Mai 2011, seinem Geburtstag taufte Maureen Murphy, Michaels Mutter, den 62. Zerstörer der „Arleigh Burke“-  Klasse auf den Namen „USS Michael Murphy“

Marineminister Ray Mabus und Michael Murphys Mutter Maureen an Bord der "USS Michael Murphy"
(Bildquelle: Wikipedia)

 Marcus Lutrell schrieb seine Erinnerungen an die Operation Red Wings“ unter dem Titel „The Lone Survivor“ nieder, im Frühjahr 2014 kam die Verfilmung mit dem Schauspieler Mark Wahlberg in der Hauptrolle in die Kinos.

Den Gefallenen der Operation „Red Wings“, Asadabad, Afghanistan, 28.06.2005

Navy SEALS

         Leutnant zur See                    Michael Patrick Murphy, 29, Patchogue, New York, USA
         Sonartechniker 2.Klasse       Matthew Gene Axelson, 29, San Diego, Kalifornien, USA
         Maschinenmaat 2.Klasse      Shane Eric Patton, 22, Boulder City, Nevada, USA
         Stabsobermaat                       Daniel Richard Healy, 36, Exeter, New Hampshire, USA
         Quartiermeister 2.Klasse      James Erik Suh, 28, Deerfield Beach, Florida, USA
         Artilleriemaat 2. Klasse         Danny Phillipp Dietz jr., 25, Littleton, Colorado, USA
         Obermaat                               Jaques Jules Fontan, 36, New Orleans, Louisiana, USA
         Fregattenkapitän                   Eric Samsel Kristensen, 33, San Diego, Kalifornien, USA
         Obermaat                               Jeffrey Alan Lucas, 33, Corbett, Oregon, USA        
         Leutnant zur See                   Michael Martin Mc Greevy jr.,30, Milwaukee,Wisconsin,USA
         Marineobersanitäter             Jeffrey Scott Taylor, 30, Midway, West Virginia, USA              


160. Luftkavallerieregiment „ The Army Night Stalkers“

         Oberfeldwebel                     Shamus Otto Gore, 29, Danville, Ohio, USA
         Chief Warrant Officer          Corey Joseph Goodnature, 35, Watertown, Soth Dakota, USA
         Unteroffizier                         Kip Allen Jacoby, 21, Pompano Beach, Florida, USA
         Hauptfeldwebel                    Marcus Vinicio Muralles, 33, Shelbyville, Indiana, USA
         Major                                     Stephen Charles Reich, 34, Savannah, Georgia, USA
         Hauptfeldwebel                    Michael Lynn Russell, 31, Stafford, Virginia, USA
         Chief Warrant Officer          Chris Jon Scherkenbach, 40, Jacksonville, Florida, USA
         Stabsfeldwebel                    James William Ponder III, 36, Franklin, Tennessee, USA


EHRE IHREM ANDENKEN – SIE SIND UNVERGESSEN


Textquellen: sealofhonor.com
                    facebook.com

                    Wikipedia

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