Si vis pacem para bellum - Freiheit hat einen Preis

Si vis pacem para bellum - Freiheit hat einen Preis

Wenn ihr nach Hause geht, erzählt ihnen von uns und sagt ihnen, daß wir für ihr Morgen unser Heute gaben.

John Maxwell Edmonds

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Sechs Sekunden bis zur Ewigkeit


Geliebt und liebenswert, solange sie lebten, sind nun auch im Tod noch vereint. Sie waren schneller als Adler  und stärker als Löwen.
                                         2.Samuel 1.23


Name: Jordan Christian Hearter                                                   Name: Jonathan Tyler Yale
Rang: Lance Corporal ( Gefreiter)                                                Rang: Corporal ( Hauptgefreiter)
Einheit: 9. Regiment, US Marine Corps                                         Einheit: 2. Regiment, US Marine Corps
Alter: 19                                                                                        Alter: 21
aus : Sag Harbor, New York, USA                                                aus: Burkeville, Virginia, USA
                                           Gefallen: 22.04.2008, Ramadi, Provinz Anbar, Irak                 
                                           Operation  Iraqi  Freedom  



Bildquelle: jordanhearter.com
Bildquelle. timesdispatch.com



















“” "Ich weiß, daß das keine gewöhnlichen Menschen waren. Kein normaler Mensch wäre dort stehengeblieben und hätte getan, was diese beiden Marines taten.“
Zitternd, von seinen Gefühlen überwältigt stand der irakische Polizeioffizier vor Generalleutnant James Kelly, dem Vizekommandeur der Expeditionsstreitkräfte im Irak. „ Im Namen Gottes, Sir, diese beiden Männer retteten uns alle. Nein, Sir“ bekräftigte der Mann mit Nachdruck „ das waren keine gewöhnlichen Menschen.“

Keine gewöhnlichen Menschen? Als Rebecca Yale das letzte Telefonat mit ihrem Sohn Jonathan führte, spürte sie, das dieses Mal etwas anders war. Niemals seit dem Beginn seines Einsatzes im Irak  hatte  der junge Marinesoldat gegenüber seinen Angehörigen etwas anderes als Optimismus verspüren lassen, doch jetzt sprach er zum ersten Mal von der natürlichsten Regung eines Menschen im Angesicht der Gefahr: „ Mama, ich habe Angst. Sie schicken uns wieder nach Ramadi.“ „Irgendwann während des Gesprächs  bat er mich, seiner Schwester Tammy und den Großeltern auszurichten, wie sehr er sie liebe. Ich glaube, dass wir beide in diesem Moment in unserem Innersten ahnten, was die Stunde geschlagen hatte.“ sagte Rebecca der „Richmond Times.“

Im Frühjahr 2008 war Ramadi in der Provinz Anbar, dem sunnitischen Dreieck südlich von Bagdad einer der tödlichsten Orte auf unserem Planeten. „Die Stadt, die al Qaida gehört“ beherrschte die täglichen Nachrichten mit Scharmützeln und blutigen Anschlägen. Inmitten dieses Alptraums aus Terrorismus, Gesetzlosigkeit und religiösem Fanatismus versuchten 100 irakische Polizisten verzweifelt aber vergeblich die öffentliche Ordnung  aufrechtzuerhalten, so daß 50 Soldaten des 9.US Marineinfanterieregimentes zu ihrer Unterstützung entsandt wurden.
Am Morgen des 22.April 2008 begegneten sich der 21jährige Jonathan Yale und sein 19jähriger Kamerad Jordan Hearter zum ersten Mal. Sie kannten sich erst wenige Minuten, hatten wenig mehr als einige Worte miteinander wechseln können. Die verwackelte, sechs Sekunden lange Aufnahme einer Überwachungskamera dokumentiert, was dann geschah.  Im Angesicht des sicheren Todes besiegten sie die Angst, von der Jonathan gegenüber seiner Mutter gesprochen hatte und trafen eine einsame, endgültige Entscheidung.  Das Video zeigt die letzten sechs Sekunden im Leben von Jordan Hearter und Jonathan Yale.

 Die beiden jungen Soldaten hatten gerade den Dienst zusammen mit zwei Angehörigen der irakischen Polizei aufgenommen, mit denen sie die Einfahrt zu der Polizeikaserne, in der die Polizisten und Marinesoldaten untergebracht waren, sichern sollten, als das jähe Aufheulen eines schweren Motors ihnen die nahende Gefahr signalisierte  Ein blauer Mercedes-LKW hielt mit hoher Geschwindigkeit auf das Tor zu, unter der Plane auf der Ladefläche 1000 kg hochexplosiven Plastiksprengstoffs, am Steuer ein Selbstmordattentäter.
Die irakischen Polizisten am Eingangstor feuerten einige Schüsse aus ihren AK47-Gewehren ab, dann folgten sie ihrem natürlichen Instinkt und flüchteten nach hinten, weg von dem stählernen Monstrum und seiner tödlichen Ladung. Jetzt waren Jordan Hearter, Jonathan Yale und ihre Waffen das einzige, das zwischen 150 Männern und dem sicheren Tod stand.
Niemand wird je erfahren, was zwischen ihnen in jenen Sekunden gesprochen wurde oder ob sie überhaupt die Möglichkeit dazu hatten, aber die Videoaufzeichung spricht eine eindeutige Sprache. Jordan Hearter und Jonathan Yale hätten die Möglichkeit gehabt, zu flüchten, als der LKW das Tor durchbrach, doch sie entschieden anders. Sie traten nach vorn und brachten ihre Waffen in Anschlag. Von diesem Moment an hatten sie noch sechs Sekunden zu leben.

Jordan Haerter nahm mit seinem M4-Karabiner den Mann hinter dem Steuer ins Visier, während sein Kamerad Yale mit dem M249-Maschinengewehr auf  Reifen und Motor zielte. Beide begannen konzentriert zu feuern.
Sie hatten noch vier Sekunden zu leben.
Der LKW hielt weiter unbeirrt auf die Kaserne zu. Spätestens zu diesem Zeitpunkt mußte Hearter und Yale klar sein, daß sie die Explosion nicht überleben würden, selbst wenn sie den LKW noch stoppen konnten.
Sie feuerten weiter.
Sie hatten noch zwei Sekunden zu leben.
Die Frontscheibe des LKW zersplitterte, der Fahrer sackte hinter dem Steuer zusammen.
Der LKW stoppte.
Sie hatten noch eine Sekunde zu leben.
Der LKW explodierte.
Die Aufzeichnung der Kamera brach ab.

Zwei junge Soldaten waren für immer vereint.

Bildquelle: Facebook
Die Explosion zerstörte die Polizeikaserne fast vollständig. Viele der Polizisten und Marinesoldaten wurden verwundet, manche von ihnen schwer, aber keiner kam ums Leben. Die meisten hatten von dem Vorfall nichts bemerkt, bis die Detonation Mauern und Dach zum Einsturz brachte. Niemand hätte einen direkten Einschlag der gewaltigen Autobombe in das Gebäude überleben können, wäre er nicht durch die beiden einzigen Gefallenen dieses Tages verhindert worden -   Jordan Hearter und Jonathan Yale.

Diese Männer verdanken dem selbstlosen Einsatz von Jordan Hearter und Jonathan Yale ihr Leben
( Bildquelle: jordanhearter.com)
Jordan Hearter wuchs in Sag Harbor im Bundestaat New York auf. Schon als kleiner Junge zeigte er großes Interesse für alles, was mit dem Militär zusammenhing. Er ging in die Bibliothek und las historische Bücher, um mit einer absolut originalgetreuen Uniform aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an der Parade zu Halloween teilnehmen zu können. Unmittelbar nach seinem Highschoolabschluß trat er dem US Marine Corps bei, qualifizierte sich schnell als hervorragender Schütze, begann im März 2008 seinen ersten Einsatz im Irak und schmiedete gleichzeitig Pläne, danach seine langjährige Freundin Nicole zu heiraten.

Jonathan Yale lebte mit seiner Mutter und seiner Schwester Tammy in Burkeville, einer kleinen Stadt in der Nähe von Richmond, Virginia. Freunde und Angehörige beschrieben ihn als fröhlichen, kontaktfeudigen Jungen, der immer für einen Spaß zu haben war, bereit, anderen Menschen zu helfen. „ Er war der beste Kumpel, den ich  auf der ganzen Welt hatte“ sagte Tammy unter Tränen dem Reporter der „Richmond Times“, „ ich vermisse ihn an jedem einzelnen Tag.“

Präsident Barack Obama verlieh Jordan Hearter und Jonathan Yale posthum das „Navy Cross“, die zweithöchste Tapferkeitsauszeichnung der Vereinigten Staaten. Bei einer Feierstunde auf ihrem Heimatstützpunkt Camp Lejeune, North Carolina, würdigte er sie unter anderem mit diesen Worten:
„ Diese jungen Männer meldeten sich zum Dienst in einer Zeit des Krieges, wohl wissend, dass sie den größten Gefahren ins Auge blicken mussten. Sie lehren uns, daß wir für unsere Freiheit einen hohen Preis zu zahlen haben. Ihr Opfer sollte eine Herausforderung für jeden einzelnen von uns sein, sich zu fragen, was er tun kann, um ein besserer Staatsbürger zu werden.“

Zwei Brücken tragen heute die Namen von Jordan Hearter und Jonathan Yale, in ihren Heimatstädten Sag Harbour und Burkeville.
Die Jahre seit dem Verlust ihres Sohnes brachten Rebecca Yale viele Tiefen und nur wenige Höhen, in ihrem Inneren hat sie noch immer nicht damit abgeschlossen.
 „Irgendwie warte ich immer noch darauf, dass er nach Hause kommt .Ein Teil von mir schaut noch auf diese Tür, als würde er gleich hindurchkommen.“
Jon´s Name auf dem Schild an der Brücke gibt Rebecca die Hoffnung, dass sein Andenken gewahrt bleibt.
„ Solange Menschen über diese Brücke gehen, werden sie es sehen und alle werden sich an ihn erinnern.“


  1987-2008                                         1988-2008


EHRE IHREM ANDENKEN - SIE SIND UNVERGESSEN

Textquellen: jordanhearter.com
                   timesdispatch.com
                   facebook.com

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Der zweite leere Stuhl



Kriege beginnen, wann immer du es willst, aber sie enden nicht, wenn du darum bittest.

                                                                                                                             Machiavelli


Name: Steven Robert Koch                                           Name: Lynne Clarissa Koch
Rang: Corporal ( Stabsgefreiter, posthum)                   Schwester von Steven R. Koch
Einheit: 508. Fallschirmjägerregiment, US - Army         
Alter: 23                                                                        Alter: 29
aus: Milltown, New Jersey, USA                                                                       
Gefallen: 3.März 2008, Bezirk Sabari, Afghanistan      Gestorben: 6.Mai 2010, East Brunswick,                                                                                                                                         New Jersey, USA
Operation Enduring Freedom


Bildquelle: findagrave.com





Ich wünschte, sie hätte Recht, dachte der Offizier, als die Fäuste der zierlichen Frau gegen seine Schultern hämmerten. „ Nein, Sie sind falsch informiert“ schrie Christine Koch die beiden Männer in den grünen Armeeuniformen an, denen sie und ihr Mann William gerade ihre Tür geöffnet  hatten „ das ist das falsche Haus, Sie meinen einen anderen Soldaten. Mein Sohn kommt wieder nach Hause!“

Wie für viele  Menschen in den USA und anderswo auf der Welt  war der 11.September 2001 für Steven Koch eine einschneidende Zäsur in seinem Leben. Die Bilder der einstürzenden Doppeltürme und die stundenlange Ungewissheit, ob sein älterer Bruder Billy, der in New York studierte und in der Nähe des World Trade Centers arbeitete, das Inferno überlebt hatte, seine Erzählungen über die Menschen, die vor seinen Augen aus den brennenden Wolkenkratzern in den Tod sprangen, weckten in dem 16jährigen den Wunsch, seinem Land zu dienen und in die Armee einzutreten.

Christine Koch versuchte ihren Sohn mit allen Mitteln von seinem Vorhaben abzubringen, zu groß war ihre Angst, ihn an den Krieg zu verlieren. Lange war Steven zwischen der Liebe zu seiner Mutter und seinem Pflichtgefühl hin und her gerissen, doch im März 2006 gab es für ihn kein Halten mehr. Er schloß sich der 82.Fallschirmjägerdivision an und absolvierte seine Ausbildung in Fort Benning, Georgia.
Im Januar 2007 verabschiedete sich der junge Ehemann und frischgebackene Vater von seiner Frau Amy und der gerade geborenen Tochter Zoe , als seine Einheit nach Afghanistan verlegt wurde.
    
Steven, Amy und Zoe ( Bildquelle:njrunforthefallen.org)


Gegenüber Kameraden und Angehörigen ließ Steven nie einen Zweifel aufkommen, dass er vom Sinn seiner Mission zutiefst überzeugt und bereit war, den höchsten Preis zu zahlen.
 „ In einhundert oder mehr  Jahren wird es ohne jeden Belang sein, in welchem Haus ich gewohnt, wie viel Geld ich verdient oder welches Auto ich gefahren habe. Aber die Welt könnte dann eine andere, bessere sein, weil ich im Krieg gegen den Terror meinen Posten nicht verließ, nachdem ich Freunde und Kameraden verlor. Wenn ich dafür durch die Hölle gehen muß, gehe ich einfach weiter. Wenn ich mein Blut über unsere Fahne vergießen muß, damit ihre Streifen rot bleiben, dann werde ich bluten …“ schrieb Steven Koch in einem Brief an seine Eltern.

Anfang des Jahres 2008 neigte sich Stevens  Dienstzeit in Afghanistan ihrem Ende zu. Er freute sich darauf , im April seine Frau Amy und die dann 15 Monate alte Tochter Zoe wiederzusehen, rief mindestens zweimal am Tag zuhause an. Die junge Familie schmiedete Pläne für die Zukunft, wollte nach Fort Bragg in Kentucky, Stevens Stationierungsort umziehen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Am 3. März 2008 zündete ein Selbstmordattentäter seine Autobombe unmittelbar neben dem Gebäude, in dem die Fallschirmjäger untergebracht waren. Das zusammenstürzende Mauerwerk begrub die Soldaten unter sich, tötete Steven und einen weiteren Kameraden, verwundete viele weitere.
Steven Kochs Leichnam wurde in seiner Heimatstadt Milltown, New Jersey mit einer beeindruckenden militärischen Zeremonie empfangen und auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt. Vor der Grundschule, die er besucht hatte, errichtete man einen Gedenkstein, ein Festsaal im Militärstützpunkt Fort Dix wurde nach  ihm benannt.

Christine, William und ihre Tochter Lynne erwarten die Ankunft  von Stevens Sarg, 10.03.2008  (Bildquelle:njrunforthefallen.org)


Lynne Koch, Stevens ältere Schwester, starb einen viel leiseren, viel einsameren Tod.

Lynne  musste  in ihrer Kindheit wegen psychischer Probleme und einer manisch-depressiven Erkrankung therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Erst als sie ins Teenageralter kam, fand sie ihre Fröhlichkeit und  Lebensfreude wieder, besonders die Liebe zu ihren kleinen  Brüdern Billy und Steven gab ihr Kraft und Halt.  „Ich nannte sie scherzhaft ihre kleine Mutter. Sie folgte ihnen auf Schritt und Tritt, wollte sie vor allem beschützen“, erinnerte sich Christine Koch.

Nach ihrem Schulabschluß fand Lynne eine Anstellung in der Elektrofirma ihres Vaters, doch der Militärdienst ihres Bruders Steven  veränderte Lynnes heile Welt von Grund auf. Sein Tod auf dem Schlachtfeld ließ die Illusion, ihre jüngeren Geschwister vor allen Widrigkeiten des Lebens bewahren zu können, wie eine Seifenblase zerplatzen.
Zur Einweihung des Gedenksteines vor der Grundschule in Milltown, die alle drei Geschwister besucht hatten, hielt Lynne Koch eine aufwühlende Rede, in der sie unter anderem sagte:

„…Das Herz ist untröstlich, in Stücke zerrissen, für immer in Tränen versunken. Wir empfinden diese Tage als ein Geheimnis, das uns vergeblich durch ein Labyrinth aus Trauer, Verweigerung, Zorn und Verwirrung irren läßt. Obwohl wir weinen, trauern und hassen gehen wir vorwärts, aber wir kommen nicht voran. Wir sind dazu unfähig, unser tägliches Leben wurde auf tragische Weise aus unserem Sein gerissen. Der Aufgang der Sonne, der Beginn so vieler neuer Dinge, erscheint jetzt wie die verwelkten Blätter, die am Ende des Sommers von den Blumen fallen. Ich kann die Pracht dieses Sonnenaufgangs nicht mehr erkennen, er spendet mir keinen Trost. Ich finde keine Hoffnung in einem neuen Tag. Mein Bruder ist gegangen. …“

Vielleicht erkannte manch einer der Anwesenden den Hilfeschrei einer gequälten, zutiefst verzweifelten Seele,doch keiner vermochte, das Ausmaß der sich anbahnenden Tragödie zu erahnen, niemand war in der Lage, sie zu verhindern.
Christine Koch und Lynne vor Stevens Denkmal, Milltown,NJ, 25.10.2008 (Bildquelle.Facebook)


Unfähig, den Tod ihres geliebten Bruders zu verarbeiten, verfiel Lynne einer tiefen Depression. In ihren Träumen sah sie Steven irgendwo in Afghanistan am Leben. Verzweifelt klammerte sie sich an diese Illusion, die Grenze zwischen Wahn und Realität begann zu verschwimmen.
Als Lynne fast ein Jahr später ihrer Mutter in einer email gestand, sie habe jetzt realisiert, daß Steven niemals zu ihr zurückkehren würde, sahen Freunde und Angehörige ein hoffnungsvolles Zeichen. In Wahrheit  hatte die Totenglocke zu läuten begonnen. Der Lebenswille der jungen Frau war zerbrochen.
Lynne verbrachte Tage weinend, nach ihrem Bruder rufend. Ihr besorgter Freund, der die Selbstmordgedanken ahnte, brachte sie in eine Klinik, in der sie aber nur eine Woche blieb.

Am frühen Morgen des 7.Mai 2010 öffneten Christine und William Koch erneut zwei Männern ihre Tür. Dieses Mal trugen sie die blauen Uniformen der Polizei.
Christine sah in das aschfahle Gesicht des Polizisten, dann brach sie weinend auf der Schwelle ihres Hauses zusammen

 Lynne schien alles akribisch geplant zu haben. Sie schrieb ihren Eltern eine email, dass sie sie über alles liebe. Ihren besorgten Vater, der sie sofort anrief, beruhigte sie, alles sei in Ordnung.  Sie legte Abschiedsbriefe an ihre Eltern und ihren Bruder Billy  neben die Sachen, in denen sie bestattet werden wollte – ein schwarzes Kleid und ein Diamantkollier – auf ihr Bett . Dann schluckte sie einen tödlichen Cocktail aus all den Medikamenten, die man ihr verschrieben hatte, um ihre seelischen Qualen zu lindern .

William Koch begann seine Trauer in Gedichten zu verarbeiten, die er zunächst auf seiner Facebookseite und dann als Buch veröffentlichte. Er nannte den kleinen Band  „ Kriegsgefallene“, denn für Christine und ihn ist nicht nur Steven, sondern auch ihre Tochter Lynne ein Opfer dieses Krieges. „ Egal, was andere denken oder sagen, wäre Steven heil aus Afghanistan zurückgekehrt dann hätten wir auch Lynne heute noch bei uns“ war sich Christine sicher. Ihr Mann ergänzte:  „ Die Ärzte erklärten mir, sie starb an einem posttraumatischen Streßsyndrom. Für mich heißt das: Lynne starb an ihrem gebrochenen Herzen“. Er fügte hinzu: „ Nach Stevens Tod wandelten wir alle auf dieser Linie, Lynne war die einzige, die sie überschritt.“

Auf dem Cover von William Kochs Gedichtband sind zwei leere Stühle in einem leeren Raum zu sehen, doch der Eindruck täuscht. Das Wohnzimmer im Haus der Kochs in Milltown ist nicht leer, es ist ein Schrein für ihre toten Kinder.
Bildquelle: amazon.com


„Vieles davon sind Geschenke, die wir von anderen Menschen bekamen“, sagte William Koch. Eine Decke mit Portraits von Lynne und Steven, angefertigt von einem Nachbarn, ist über einen Stuhl drapiert, darüber zwei Bleistiftzeichnungen beider Geschwister, von denen eine der Künstler Michael Reagan schuf, der diese Ehre der Familie jedes Gefallenen unentgeltlich erweist. Eine Vitrine enthält Stevens offizielles Militärporträt, die Flagge seiner Beerdigung, seine Militärauszeichnungen.
Die Erinnerungen scheinen den Raum zu überfluten, doch die  herzzerreißendsten  Bilder hängen  an den Wänden:  Die drei kleinen Koch – Geschwister, die große Schwester Lynne, der kleine Steven, der mittlere Bruder Billy  nebeneinander auf dem Sofa sitzend , Bilder der Erstkommunion aller drei, schließlich Billy bei seinem Schulabschluß, flankiert von seinen jetzt toten Geschwistern.
„All unsere Hoffnungen, all unsere Träume, für immer in diesem Zimmer begraben. Nur sehr, sehr wenige Menschen können überhaupt verstehen, wie traumatisch das für eine Familie ist.“, so William Koch.

Schulabschluß von Billy Koch, 2000, v.l.n.r William, Steven,Billy, Christine, Lynne (Bildquelle:Facebook) 
                                                                                                                    
Anfangs zog sich William zurück, begann das Leben eines Einsiedlers zu führen. „ Doch wozu sollte das gut sein? Das Leben muß weitergehen“, sagte er.
Er entschloß sich, offensiv mit seinem Schicksal umzugehen, seine Trauer und seine Gedanken nach außen zu tragen. Er nimmt mit seinem Truck, den er mit Bildern von Steven und Lynne dekoriert hat, an Paraden zum Nationalfeiertag und Gefallenengedenktag teil, organisiert Geprächsrunden und liest öffentlich aus seinen mittlerweile zwei Gedichtbänden. Vor allem aber versucht William Koch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die seelischen Leiden der Angehörigen gefallener Soldaten zu lenken. „ Die Menschen vergessen, daß für uns der Krieg nie zu Ende ist, oder sie wollen es gar nicht erst wissen. Umso wichtiger ist es, daß wir ihnen helfen, zu verstehen.“ sagte er.

Christine und William Koch lassen daß Aussehen ihres Wohnzimmers unverändert, seit ihre Kinder starben, lediglich ein kleiner, schmuckloser Weihnachtsbaum kam vier Jahre nach Stevens Tod erstmals hinzu. „ Wir können keine Feiertage mehr begehen, Lichter- und Blumenschmuck nicht mehr ertragen“, sagte William.
Dafür ließen sie eine alte Tradition, entstanden im zweiten Weltkrieg und seitdem fast in Vergessenheit geraten, wieder aufleben. Ein kleiner, goldener Stern im Fenster zeigt den Vorübergehenden, daß hier eine Familie wohnt, die Angehörige im Krieg verloren hat.

Christine Koch an Stevens Grab, Juli 2010 (Bildquelle:nyrunforthefallen.org)


Für Christine und William gibt es nur noch das Leben, so wie es jetzt ist.
Kein Weihnachten, kein Thanksgiving, kein Plüschtier für die Tochter zum Valentinstag, keinen Blumenstrauß von einem jungen Soldaten zum Muttertag und zwei Gräber. Aber auch die Freude über das Glück ihres letzten lebenden Sohnes Billy, der im November 2013 Laarni, die Liebe seines Lebens heiratete.



Steven Robert Koch (1984-2008)            Lynne Clarissa Koch ( 1981-2010)



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 Textquellen:






Freitag, 29. November 2013

Am Anfang war ...




…der „Rolling Stone“.

In einer sechs Jahre alten Ausgabe dieses englischsprachigen Magazins, die durch einen Zufall in meine Hände fiel, fand ich, was mich zur Arbeit an diesem Blog inspirierte: die bewegende Geschichte der achtzehnjährigen Sam die nach ihrem Schulabschluß  in die Armee eintrat, um ihren Traum, FBI – Agentin zu werden, verwirklichen zu können und nur wenige Monate später im Irak fiel.

Auf der Suche nach zusätzlichen Informationen im Internet erkannte ich, dass faktisch keine deutschsprachigen Quellen zu diesem Thema existieren . Schnell zogen mich die Schicksale der gefallenen Soldaten und ihrer Angehörigen emotional in ihren Bann.

Genauso wie ich von dem Mut, der Opferbereitschaft und dem Idealismus dieser jungen Menschen fasziniert war, begann ich über viele Dinge nachzudenken.

Über unseren kaltblütigen Egoismus, die Annehmlichkeiten eines Lebens in Freiheit und Selbstbestimmung zu genießen aber den Kampf und den Blutzoll anderen zu überlassen.
Über die ignorante Gleichsetzung von Tätern und Opfern durch selbsternannte Moralprediger und falsche Friedensfreunde.
Über unsere Politiker, die ihre erste Pflicht schon lange vergessen haben, uns, denen sie ihre Macht, ihre Mandate, ihre Wählerstimmen verdanken, die Wahrheit zu sagen.

So fasste ich den Entschluß, diesen Blog ins Netz zu stellen. Er ist den Gefallenen des Krieges gegen den Terror, der Operationen „Enduring Freedom“, „Iraqi Freedom“ und „ New Dawn“ gewidmet.

Dieser Krieg unterscheidet sich in fundamentaler Weise von allen vorherigen in der Geschichte der Menschheit. Er wird weder um Länder und Rohstoffe noch um die Macht von Staaten oder Militärbündnissen geführt, es ist kein amerikanischer oder europäischer Krieg  sondern ein Kampf der Zivilisation gegen die Barbarei. Ginge er verloren, wäre die Welt, wie wir sie kennen, für immer zerstört.

Dieser Blog will keine Politik betreiben, sondern zeigen, was in diesem Kampf  unwiederbringlich verloren ging. Er soll den jungen Frauen und Männern, die ihre Heimat und ihre Familien verließen um tausende Kilometer entfernt unsere Freiheit, unsere Art zu leben zu verteidigen und dabei den höchsten Tribut entrichtet haben, ein Denkmal setzen.

Es ist unsere Pflicht, ihr Andenken zu bewahren und zu ehren, weil es notwendig ist, den Menschen ins Gedächtnis zu rufen, dass unsere Freiheit einen Preis hat. Sie wurde erkämpft und muß unter Opfern verteidigt werden. Das ist die Wahrheit, der wir uns stellen müssen.

Ich will den Gefallenen einen Namen und ein Gesicht geben, den Hinterbliebenen versichern:


SIE SIND UNVERGESSEN.


Mit dem Gesicht zur Sonne


Als du geboren wurdest, hörte die Welt deinen Schrei. Lebe dein Leben so, daß du die Welt schreien hörst, wenn du sie verläßt.
                                                                           Sprichwort der nordamerikanischen Indianer
Name:       Sam Williams Huff
Rang:        Private First Class ( Obergefreite)
Einheit:     504.Militärpolizeibataillon, US - Army
Alter:        18
aus:          Tucson, Arizona, USA
Gefallen:  17.April 2005, Bagdad, Irak
        Operation Iraqi Freedom


Bildquelle: Facebook
                                         
„Was zur Hölle redest du da, Mädchen?! Das ergibt keinen Sinn für mich! Du wirst ihnen das alles schön selbst sagen!“
Der Sergeant bekam keine Antwort mehr. Ein großes, ein gutes Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Sam James ist eine beeindruckende Persönlichkeit, hochgewachsen, intelligent, seine Worte mit Bedacht wählend. Der Familienvater und Gruppenführer im 504. Militärpolizeibatallion der US Army verkörpert das, was man gemeinhin einen gestandenen Mann nennt. Er absolvierte Einsätze im Irak und im Kosovo, war in Kämpfe verwickelt, wurde mit menschlichem Leid, Verletzungen und Tod konfrontiert.  Nichts, so glaubt man, kann den erfahrenen Soldaten aus seiner professionellen, in vielen kritischen Situationen gestählten Ruhe reißen.
Als Sergeant James der Autorin Leslie Garrison über die letzten Worte im Leben von Sam Huff berichtete, war es mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. Jetzt hatte Sam James den Kampf gegen die Tränen verloren.

„Bitte sagen Sie Mama, dass ich sie liebe, und Papa wünsche ich viel Glück für sein Album“ flüsterte die 18jährige ihrem Vorgesetzten und väterlichen Freund zu, bevor sie die Augen für immer schloß.

Etwas mehr als eine Stunde zuvor war unmittelbar neben dem Fahrzeug, das die junge Soldatin aus Tucson in Arizona durch die nächtlichen Straßen Bagdads steuerte, ein ferngezündeter Sprengsatz explodiert. Drei 155 mm Artileriegranaten chinesischer Bauart schleuderten messerscharfe, glühendheiße Splitter, die Boden, Kotflügel und Fahrertür durchschlugen und ihre beiden Beine oberhalb der Knie zerfetzten. Verzweifelt kämpften Kameraden und Sanitäter um ihr Leben, doch in dieser chaotischen Nacht hatten sie keine Chance. Die Funkverbindung brach zusammen, so daß niemand in der Lage war, einen Rettungshubschrauber zu rufen. Das Lazarett, in das man Sam schließlich in einem der unzerstörten Fahrzeuge brachte, befand sich viel zu weit entfernt, die Soldaten kannten die Gegend nicht und verfuhren sich. Erschüttert und hilflos musste Sergeant James mit ansehen, wie das zierliche Mädchen, das er zärtlich-liebevoll „ die kleine Schwester unseres Zuges“ nannte, langsam in seinen Armen verblutete.

Obwohl das 504. Bataillon bereits zuvor Verluste im Gefecht erlitten hatte, war der Tod der bei Vorgesetzten wie Kameraden beliebten und geachteten jungen Frau ein Schock für die Einheit. „ Zum ersten Mal in meiner langen Dienstzeit beim Militär sah ich einen Oberstleutnant weinen.“ beschrieb ein Angehöriger des Bataillonsstabes den Moment, als die Todesnachricht aus dem Lazarett eintraf auf der Videoplattform Youtube. “Durch sie wurde ich zu einem besseren Vorgesetzten, Soldaten und Menschen. Ich werde über das, was in dieser Nacht geschah, niemals hinwegkommen“ gestand Sergeant James.
Neue Rekruten, die ins 504. Bataillon kamen, wurden von Stabsfeldwebel Stearns mit einem weißen Blatt Papier empfangen, über dem stand: „ Darum ist Sam Huff meine Heldin“. Er ließ sie einen Halbkreis bilden, er erzählte – und sie mussten schreiben …

Wer war dieses Mädchen, dessen kurzes Leben so viele Menschen bewegte und über das ihre Freundin und Kameradin Terri Euri sagte:
„ Sie war dein Fels in der Brandung, sie ging für dich durchs Feuer. Wenn du einen Freund brauchtest, du fandest ihn in ihr.“
2007 beschrieb die Journalistin und Autorin Leslie Ann Garrison aus Seattle in ihrer  Biographie „American Daughter – The Sam Huff Story“ den berührenden und tragischen Lebensweg einer jungen Frau, deren unbeirrbarer Wille, Scheitern unter keinen Umständen zu akzeptieren in jener schicksalhaften Aprilnacht an seine letzte Grenze stieß.

Mehr als 1500 Menschen besuchten die „ memorial services“– öffentliche Veranstaltungen, bei denen die Erinerungen an einen Verstorbenen geteilt werden  -  für Sam an verschiedenen Orten, der Basis ihrer Einheit in Bagdad, in ihrer Heimatstadt Tucson und an ihrer Schule, der „ Mountain View Highschool“ in Oro Valley. Allen, die dabei das Wort ergriffen, war eine Erinnerung gemeinsam – die tiefe, innige Liebe, die Sam  ihren Eltern entgegenbrachte. Shaw Duvall,  Bordschütze auf dem Fahrzeug von Sam und Sergeant James, heute Sheriff in seiner Heimatstadt Tampa, erinnerte sich:
„ Sie kam irgendwann mit ihrem Fotoalbum zu mir, das voller Bilder ihrer Eltern war, und fing zu erzählen an. Jeder Soldat in unserer Einheit kannte dieses Album. Obwohl keiner von uns ihnen je begegnet war, wußten wir alles von Sams Eltern."

Glenn Johnson, ein Freund der Familie, schrieb: „ Ich erlebte niemals zuvor eine stärkere, engere Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind. Es wundert mich in keiner Weise, daß Sams letzte Worte, nachdem sie tödlich verwundet wurde, an ihre Eltern gerichtet waren. Bob und Maggie hörten niemals auf, Sam die ungeschminkte Wahrheit über alles und jedes zu erzählen und ich denke, das war der Hauptgrund, daß sie so schnell zu einem solch starken, ausgeglichenen Charakter einer erwachsenen jungen Dame heranwuchs.“

Sam Huff mit ihren Eltern Bob Huff und Margaret Joyce „Maggie“ Williams (Bildquelle:Facebook)
                                         
Sams Mutter, Maggie Williams, die während des Vietnamkrieges als Fluglotse im Marine Corps diente und danach, wie Vater Bob Huff, bei der Polizei von Tucson, blickte zurück:
„ Wir erzählten ihr stets die Wahrheit und sie glaubte uns. Sie war ein außergewöhnlicher Teenager in dieser Hinsicht, weil sie immer bereit war, uns zuzuhören. Sie wußte, daß ihr Vater und ich durch unseren Job lebenserfahren waren, und wenn wir ihr erzählten, was mit Leuten passiert, die Drogen nehmen oder Sex haben, ohne alt und erfahren genug zu sein, dann glaubte sie uns. Sie war ein großartiges Kind in dieser Beziehung.“

Ein Thema gab es allerdings, über das niemand mit Sam sprechen konnte: die Bitte, in Kriegszeiten nicht in die Armee einzutreten. Es war ihr Traum seit Jahren, als Militärpolizist zu dienen und Sam Huff war fest entschlossen, diesen Traum wahr werden zu lassen.
 „ Wir gerieten einmal in einen heftigen Streit, in meiner Küche, als ich sie bat, sich die Sache doch wenigstens noch einmal zu überlegen.“ berichtete ihre Schulfreundin Lauren Robbenault. „ Sam riß die Tür auf und fuhr mich an: Wenn du nicht bereit bist, mich zu unterstützen, dann geh. Ich blieb, denn ich wollte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Nach dem sie gefallen war, hörte ich viele Leute sagen, daß irgendjemand es hätte verhindern, sie stoppen müssen. Das ist Unsinn. Niemand konnte Sam aufhalten, wenn sie sich ein Ziel gesetzt hatte.“ Mutter Maggie fügte hinzu: „ Sie hatte schon als Kind diese Anpackermentalität: Sag mir, daß ich etwas nicht kann und ich werde es dir beweisen.“

Sams Willenskraft, ihre Führungsstärke und die unbedingte Bereitschaft sich für andere, schwächere Mitglieder der Gemeinschaft einzusetzen, beeindruckten Ellen Kirkbride, die Musiklehrerin der Mountain View Highschool und Leiterin der Schulband. Von ihrem ersten Highschooljahr an spielte die wie ihr Vater Bob musikalisch begabte Sam Flöte in der Marching Band, auch hier hatte sie von Anfang an ein klares Ziel vor Augen – die Position des Tambourmajors. Obwohl diese Aufgabe traditionell Schülern älterer Jahrgänge vorbehalten war, marschierte Sam tatsächlich im Alter von gerade 16 Jahren als „ Drum Major“ an der Spitze der Mountain View Marching Band. „Es gab musikalisch talentiertere Bewerber, aber keiner hatte diese positive Ausstrahlung, die Fähigkeit, andere mitzureißen und vor allem die rührende Art und Weise, mit der sie sich um die Kleineren und Leistungsschwächeren kümmerte.“, so Ellen Kirkbride.
Sam Huff als Mitglied der Mountain View Marching Band ( Bildquelle: legacy.com)


                          Dieses kurze Video bei Youtube zeigt Sam während eines Auftrittes 2003

 Ungefähr zur gleichen Zeit überraschte Sam ihre Eltern mit der Ankündigung, in die Armee eintreten zu wollen, zu einer Zeit, als Amerika in zwei Kriege mit ungewissem Ausgang verwickelt war, ein beunruhigender Gedanke für Maggie und Bob. „ Ja, ich kenne die Risiken“ sagte Sam ihrem Vater, „ aber ich habe einen Plan. Ich möchte, während ich bei der Armee bin, ein Fernstudium beginnen, meinen Abschluß in Psychologie machen und danach zum FBI gehen.“
Schweren Herzens entschlossen sich Maggie und Bob ihre wegen Sams Minderjährigkeit notwendige Zustimmung zu geben, immer in der stillen Hoffnung, sie könnte ihre Meinung noch ändern. Maggie wollte ihre gutaussehende Tochter zu einer Modelkarriere überreden, aber die hübsche Sam, der die Herzen vieler junger Männer an ihrer Schule und darüberhinaus zuflogen, strebte nie nach der Aufmerksamkeit des anderen Geschlechtes.
 „Ich will  niemals einen Job haben, der von meinem Aussehen abhängig ist. Mein Leben soll etwas bewirken“ sagte Sam zu ihrer Mutter.

Am 4. Juli 2004, unmittelbar nach ihrem Schulabschluß, verließ Sam ihr Elternhaus, um ihre Grundausbildung  in Fort Leonard Wood, Missouri  anzutreten.
Nur wenige Tage zuvor war bei ihrer Mutter Maggie Lungenkrebs diagnostiziert worden, die Ärzte gaben ihr sieben Monate bis maximal zwei Jahre zu leben. Maggie und Bob entschlossen sich, Sam nichts davon zu erzählen. „Ich wollte nicht, daß sie ihren Lebensplan wegen meinem ändert.“ sagte Maggie.
Waren Sams Vorgesetzte anfangs skeptisch, ob das kleine schmächtige Mädchen die körperlichen Herausforderungen des Militärdienstes meistern könne, wichen ihre Zweifel bald dem Staunen über ihre Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu überschreiten. Im März 2013 erinnerte sich der pensionierte Armeeausbilder John Arnet auf der Facebookseite der 42. Brigade an diese Zeit:
„Sie absolvierte den physischen Teil der Ausbildung mit Bravour, was ihr keiner von uns zugetraut hatte. Allerdings erlitt sie dabei eine Streßfraktur im Bein und der Arzt setzte sechs Wochen Rehabilitation bis zu Dienstfähigkeit voraus. Unser Kompaniechef wollte sie nach Hause schicken, nach seiner Meinung konnte sie die ausgefallene Ausbildung bis zur Abschlußprüfung nicht mehr aufholen. Sie kam in mein Büro und beschwor mich, wir dürften ihren Traum nicht zerstören, sie würde hart arbeiten um alles nachzuholen. Am Ende stimmte ich meinen Kommandeur um und in der Tat, sie hielt durch. Als ich von ihrem Tod erfuhr dachte ich, ich hätte besser auf meinen Vorgesetzten hören sollen. Dann wäre sie heute noch am Leben und bei ihrer Familie.“


Sam Huff nach Abschluß ihrer Ausbildung, Fort Leonard Wood, MO., Herbst 2004 (Bildquelle: Facebook)

Sam Huff wurde der 170. Kompanie im 504.Militärpolizeibataillon, Fort Lewis / Washington zugeteilt. Ihr Gruppenführer, Sergeant Sam James, erinnerte sich genau an den Moment des ersten Zusammentreffens mit seiner neuen Untergebenen:
„Sie kam herein, knapp 1,60m groß, keine 50 kg schwer. Ich konnte geradewegs über ihren Kopf hinwegsehen, als sie mir Meldung erstattete und ich dachte: O.K., wir ziehen in den Krieg und das gibt man mir als Soldat.Aber sie war intelligent, diszipliniert und in der Lage, ihre physischen Defizite durch mentale Stärke auszugleichen. Ihr Ziel bestand stets darin, besser zu sein als ihre Kameraden. In diesem Körper eines kleinen, scheinbar zerbrechlichen Mädchens verbarg sich ein Rückgrat aus Stahl.“
Sergeant James begann Sam als seine persönliche Fahrerin zu trainieren, schon bald wich seine anfängliche Skepsis Bewunderung.
„Nachdem wir im Kuwait angekommen waren, begannen wir mit noch intensiverer Ausbildung  für unseren Einsatz.  Beim Selbstverteidigungstraining schlug sie härter zu, als mancher meiner Unteroffizierskollegen und selbst ich fand mich einige Male mit schmerzenden Gliedern im Wüstensand wieder, weil sie mich im Schwitzkasten hatte.
Unsere Fahrzeuge waren mit überschweren Maschinengewehren ausgerüstet, die man laden mußte, in dem man den Verschluß nach hinten zog. Sie scheiterte zunächst daran, es überstieg ganz einfach ihre körperlichen Kräfte. Ich nahm sie zur Seite: `Ist das dein Ernst, willst du etwa ein halber Soldat sein? Es kann da draußen Leben kosten, wenn du diese Waffe nicht laden kannst´ Es dauerte nicht lange, und ich hörte das Geräusch, wie das MG durchgeladen wurde, wieder und wieder und wieder. Nein, Sam Huff war kein kleines Mädchen, sie war eine starke Frau.“
Die Zeit, die Sam in Fort Lewis verbrachte, veränderte ihr Leben. Das bildschöne Mädchen, das  jungen Männern bis dahin so wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht hatte, verliebte sich in ihren Kameraden Nicholas Neally. Sie trug einen Verlobungsring an ihrem Finger, als sie Anfang 2005 das Transportflugzeug  Richtung Kuwait bestieg.

Angekommen im Irak wurden die Militärpolizisten der 170.Kompanie für die gefährlichste aller Aufgaben eingeteilt. Sie fuhren Begleitschutz für die zahlreichen Fahrzeugkonvois zwischen dem Flughafen Bagdad und der „Green Zone“, dem riesigen Militär- und Diplomatenviertel im Zentrum, die pausenlos aus dem Hinterhalt attackiert wurden, in ihren fast ungepanzerten „Humvee“-Jeeps ein wahres Himmelfahrtskommando. „ Wir fahren mit  über 110 kmh, drängen jedes Fahrzeug, das unserem Konvoi zu nahe kommt, ab oder rammen es. Um uns herum wird geschossen, ohne daß wir sehen können, woher es kommt. Wir können absolut nichts tun, nur fahren und beten, daß es uns nicht trifft.“ schrieb Sam in einer email nach Hause.
 
"Beten, daß es uns nicht trifft" Sam am Steuer ihres Humvee, Bagdad, Frühjahr 2005 (Bildquelle: The Rolling Stone Magazin, Nr. 1027 v. 31.05.2007)

Die unaufhörliche nervliche Anspannung, die ständige Anwesenheit tödlicher Gefahr förderte eine weitere wesentliche Eigenschaft in Sams Charakter zutage – das absolute Fehlen jeglicher Furcht in gefährlichen  Situationen. „ Wir fuhren von einem Einsatz zurück zu unserer Basis“, so Sergeant James „ und unmittelbar vor uns ging eine Autobombe hoch. Eine beliebte Taktik der Terroristen war es, Fahrzeuge, die an solchen Stellen langsam fuhren oder hielten, aus dem Hinterhalt anzugreifen. Also befahl ich ihr, auf  keinen Fall auch nur den Fuß vom Gas zu nehmen. Die Straße war mit Trümmern und Leichenteilen übersät, vor uns lag ein Torso, ein menschlicher Körper ohne Arme und Beine, dem wir nicht ausweichen konnten -die einzige Möglichkeit war, darüberhinwegzufahren. Mein Bordschütze Duvall, ein Soldat mit langer Kampferfahrung, erlitt einen Nervenzusammenbruch, schrie, er könne das alles nicht mehr aushalten, während meine achtzehnjährige Fahrerin mit keiner einzigen Wimper zuckte.“
 Sam schilderte diesen Vorfall Bill Holmes, einem Freund der Familie in einer email: „… ob du mir glaubst oder nicht, ich fuhr über all das drüber und ich hatte keine Gefühle dabei. Das einzige, woran ich dachte, war, mich, meinen Bordschützen und meinen Kommandeur am Leben zu erhalten. …“

Eine Begebenheit, die sich in einer irakischen Polizeistation zutrug, blieb Sergeant James besonders in Erinnerung. „ Wir sollten die neu aufgebaute irakische Polizei ausbilden, sie fit dafür machen, irgendwann ohne uns klarzukommen. Als ich nach draußen ging, um eine Zigarette zu rauchen, hörte ich diese charakteristische, schrille Stimme und glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Da stand dieses kleine Mädchen, die blonden Haare lugten rechts und links unter dem Helm hervor, mitten auf dem Hof und scheuchte  ein halbes Dutzend irakischer Polizisten in der Gegend herum. Keiner von denen war jünger als 50 und Sam brüllte sie an, weil sie dies und jenes nicht zu ihrer Zufriedenheit erledigt hatten. Sie begegnete meinem fassungslosen Blick und sagte: ´Was´n los, Sarge, warum gucken Sie so? Hatten Sie vielleicht gedacht, daß ich sowas nicht kann??´ Ich fing schallend zu lachen an und rief zu ihr herüber: ´Huff, sie sind vollkommen verrückt! ´  Sie wußte selbstverständlich, daß irakische Männer keinerlei Respekt vor einer Frau haben, genau deshalb zog sie das mit aller Konsequenz durch. Sam hatte keinerlei Furcht, niemals, vor nichts und niemandem.“


„Dachten  Sie etwa, daß ich das nicht kann?“ Sam Huff im Kampfanzug, Bagdad, Frühjahr 2005 (Bildquelle: arlingtoncemetery.com)


 Beindruckende äußere Erscheinung und charakterliche Stärken, diese Erinnerung an Sam teilten viele Freunde, Kameraden und Vorgesetzten in den Interviews mit Leslie Garrison und den Gedenkveranstaltungen nach ihrem Tod.

Ashley Lathers, Sams Freundin und Zimmergenossin im Irak:
„Sie hatte keine Scheu, ihre Gedanken zu äußern, aber sie war die erste, die bereit war, eine andere, abweichende Meinung zu akzeptieren. Sie war eine innere und äußere Schönheit, strahlte eine ungewöhnliche Kraft aus. Du mußt dein Leben mit voller Intensität leben, deine Ziele mit ganzer Kraft verfolgen, das war es, was ich von Sam lernte.
Sie liebte zwei Dinge, ihren Verlobten Nick und das Tanzen. Dieses Mädchen war pausenlos am Tanzen, wann immer sie die Gelegenheit hatte, ich überraschte sie manchmal,in unserem Zimmer, wie sie quer durch den ganzen Raum tanzte .Sie tanzte mit einer Anmut, die den meisten Menschen fehlt. Achtzehn ist ein schrecklich junges Alter, die Welt zu verlassen, aber sie hatte ein Leben gelebt, von dem viele Menschen nur träumen können. Die Art und Weise, wie sie gelebt hat, macht sie unsterblich, nicht die Umstände ihres Todes, das würde ich der Welt über Sam Huff erzählen. Die Menschen sollten sich in Erinnerung rufen, daß die Person und nicht die Tat einen Helden ausmacht.“

„Wir wurden so enge Freunde, daß wir als Bruder und Schwester angesehen wurden. So nannte man uns in der Kompanie und das traf es genau“ sagte Bordschütze Shaw Duvall.
„Sam war die kleine Schwester, die ich immer wollte, aber niemals hatte  Wir redeten über alles, was in unserem Leben passierte, halfen uns gegenseitig, wenn der andere Probleme hatte, waren stets füreinander da. Es war mir eine große und besondere Ehre, sie gekannt zu haben, Teil ihres Lebens gewesen zu sein“


                                      Der Mensch, nicht die Tat macht einen Helden“

 Obergefreite Ashley Lathers gedenkt ihrer Freundin Sam Huff, US-Army Basis Camp Falcon, Bagdad, April 2005 (Bildquelle: dvidshub.net)



Eindringliche, berührende Worte fand Sam James, der erfahrene Berufssoldat, der in Sams letzten Minuten an ihrer Seite war:
„Sie war eine wunderschöne junge Frau, die Art, nach der man beim Einkaufen den Kopf verdreht, eine fröhliche, lustige Person, die die schönen und wichtigen Dinge in ihrem Leben liebte – Musik, Tanzen, ihren Verlobten, ihre Eltern. Sam war ein so glücklicher und zufriedener Mensch, wenn sie ging, sah es so aus, als würde sie über den Boden schweben.Aber unter dieser äußeren Hülle einer schönen jungen Dame verbarg sich ein Rückgrat aus Stahl.  Ich fragte sie irgendwann, warum sie zur Armee ging und sie erwiderte, daß sie ihren Teil beitragen wolle. Ihre Mutter diente im Marine Corps und bei der Polizei, ihr Vater war Sheriff und nun sei es an ihr, anderen Menschen zu helfen. Mein Team und ich fanden uns auf unseren Missionen in Bagdad in vielen gefährlichen Situationen wieder, in keiner einzigen zeigte sie auch nur das geringste Anzeichen von Furcht. Ich vertraute ihr ohne Bedenken mein Leben an. Menschen wie Sam machen es zu einer Freude, Anführer in der Armee zu sein...“

Anderen, schwächeren Menschen, die selbst nicht für ihre Interessen einstehen können, zu helfen, war die stärkste Motivation für Sam Huff. „ Sie wurde wütend, wenn sie eine Frau in einer Burka sah“ erinnerte sich ihre Mutter „ am meisten schockiert war sie, als sie in einer irakischen Polizeistation mit einer Frau sprach, die Medizin studiert hatte, aber wegen  ihres Geschlechts nicht als Ärztin arbeiten durfte.“
„ Ich kenne keinen einzigen Jungen an unserer Schule, der diese physischen und psychischen Opfer für Menschen, die er niemals gekannt hat, auf sich genommen hätte. Irgendwann, Sam, erzähle ich meinen Kindern von meiner Freundin, die zu solch einer Heldin wurde.“ schrieb Schulfreundin Lauren Robbenault.


„Eine innere und äußere Schönheit von ungewöhnlicher Kraft“ (Bildquelle: legacy.com)
                                    
Sam Huff wurde mit allen Ehren auf dem Nationalfriedhof Arlington bestattet. Ihre Mutter Maggie legte ihre eigene Marineuniform aus dem Vietnamkrieg als Kissen unter Sams Kopf.
Margaret Joyce „Maggie“ Williams erlag 2009 nach langem Kampf ihrem Krebsleiden. Zwei Jahre vor ihrem Tod sagte sie dem Magazin „Rolling Stone“:
„Es kamen Menschen zu mir und sagten, es wäre doch besser, daß sie tot sei, schließlich hätte sie beide Beine verloren. Wer so etwas sagt, dem ist noch nie etwas derart Schreckliches wie der Verlust eines Kindes passiert. Ich weiß, Sam hätte ihr Schicksal angenommen, sie war so stark, daß sie selbst die Kraft gefunden hätte, mir Trost zu geben.“

Maggie Williams ruht an der Seite ihrer Tochter in Arlington. Sie gab Sam am Flughafen einen Brief, mit der Bitte, ihn erst nach der Ankunft zu öffnen. Ihre Worte klingen prophetisch, denn es sollte ein endgültiger Abschied sein:
„…Wenn du etwas getan hast, dessen du dich schämen mußt, übernimm die Verantwortung und versuche, es so schnell wie möglich wieder gut zu machen.Gib und akzeptiere Entschuldigungen anstandslos. Sprich deine Gebete an jedem Tag. Lerne, dir selbst als erste und dann den anderen zu vergeben. Du weiß, daß ich immer bei dir bin.Keine Entfernung, keine Zeit vermag unsere Herzen zu trennen . Ich habe an jedem Tag deines Lebens an dich gedacht und werde für den Rest meines Lebens mit einem Lächeln im Herzen an dich denken. Du hast mich sehr stolz gemacht. Meine Gebete begleiten dich. Mommy.“

Bob Huff, der den Dienst bei der Polizei quittiert hatte, fand Trost in seiner Leidenschaft, der Musik. Er fügte seinem Album mit 14 selbstkomponierten Gitarrensongs einen weiteren hinzu, „Sun and Moon“, gespielt von Sam auf ihrer Flöte während ihrer Zeit in der Marching Band. Unterstützt von seinem Produzenten und finanziert durch Spenden schickte Bob die CD an über 5000 Familien gefallener Soldaten. „Es bedeutet mir viel, das Gefühl zu haben, etwas für diese Familien zu tun“, sagte er dem TV-Sender KVOA,  „ egal, ob sie nur einen Song hören oder alle 15, mir ist wichtig, daß sie sich  wenigstens für ein paar Minuten in dieser schweren Zeit etwas besser fühlen.“
Mit ihren letzten Worten hatte Sam ihrem Vater Glück für sein Album gewünscht, mit seinem Titel erwies Bob ihr die letzte Ehre – „Sun and Moon“ = SAM.


Maggie, Bob und Sams Verlobter Nicholas Neally bei Sams Beerdigung, Nationalfriedhof Arlington Va.,28.04.2005

 (Bildquelle: arlingtoncemeterey.com)

                                          Gedenkvideo bei Youtube

Was bleibt vom Leben dieser außergewöhnlichen jungen Frau, die ihren Idealen mit soviel Unbeirrtheit, Glauben,  Selbstbewußtsein und Mut folgte, bis ein heimtückischer Sprengsatz, ausgelöst von der Hand eines Fanatikers ihren Träumen ein jähes Ende setzte?

Leslie Ann Garrison versucht am Ende ihrer Biographie eine Antwort auf diese Frage zu geben:

„Vom Tag ihrer Geburt an führte Sam Huffs Weg, jeder ihrer Wünsche, all die liebenswürdigen, fröhlichen und nachdenklichen Momente, die sie mit  anderen Menschen in ihrem Leben teilte, auf direktem Weg zu jener tragischen Nacht an einer staubigen Straßenkreuzung mitten im Nirgendwo.
Durch ihre Persönlichkeit und ihren Tod drang in unser Bewußtsein, was die wahren Konsequenzen eines Krieges bedeuten. Als sie starb, lenkte sie die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Art, wie sie gelebt hatte: mit Mut, mit großer Freude und aufrichtiger Dankbarkeit für jeden Tag, den sie auf dieser Welt hatte und mit Liebe im Herzen.
Sie ging, tanzte, sang und rannte lächelnd durch ihr kurzes Leben, wie ihre Mutter sagte: ´Immer geradeaus, mit dem Gesicht zur Sonne. ´ “ 

Sam Williams Huff ( 1986-2005)



      EHRE IHREM ANDENKEN – SIE IST UNVERGESSEN



Textquellen:

Leslie Ann Garrison
„American Daughter – The Sam Huff Story“
Booklocker.com Inc., 2007
ISBN -13 978-1-60145-126-2

„The Departed“
The Rolling Stone Magazine, Ausgabe 1027, 31.07.2007
S.76

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