Si vis pacem para bellum - Freiheit hat einen Preis

Si vis pacem para bellum - Freiheit hat einen Preis

Wenn ihr nach Hause geht, erzählt ihnen von uns und sagt ihnen, daß wir für ihr Morgen unser Heute gaben.

John Maxwell Edmonds

Freitag, 11. September 2015

Wie lange ist ewig?



Arlington, Virginia, 29.05.2015



Wenn ihr kommt, um mein Grab zu besuchen,

wird mein Grab scheinen als ob es tanzt.

                                                                             Rumi

Blick von Kennedys Grab zum Washingtondenkmal


Nachdem er die Armeen des Königs von Preußen und des russischen Zaren in der Schlacht von Eylau besiegt hatte, ritt Napoleon, Kaiser der Franzosen mit den Offizieren seines Stabes über das Schlachtfeld. Großmarschall Duroc, der Jugendfreund und engste Berater des Kaisers war entsetzt über die vielen Toten, mit denen Frankreichs Armee ihren Triumph bezahlt hatte.
„ Das ist keine große Sache, Duroc“ wies der Imperator ihn kalt zurecht „ eine einzige Nacht in den Betten von Paris wird all das wieder gut machen.“
Am Abend, in seinem Zelt schrieb Christoph–Michel Duroc, Herzog von Friaul in sein Tagebuch :  "Niemand haßt den Krieg so sehr wie die, die in ihm kämpfen.“

Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel über Arlington County. 91 Grad Fahrenheit – das entspricht ungefähr 33 Grad Celsius- sagt der Wetterbericht an diesem Freitag für den Großraum Washington voraus und ich denke etwas wehmütig an mein im Hotelzimmer vergessenes Basecap.  Hinter mir folgt die Ehrengarde des US Marine Corps in ihren blauen Uniformen im langsamen Paradeschritt einem mit der Nationalflagge bedeckten Sarg auf einer Geschützlafette. Arlington National Cemetery, der größte im Betrieb befindliche Friedhof der Welt, führt täglich zwischen drei und fünf Bestattungen durch.

Mein Ziel, Sektion 60, die Ruhestätte der Gefallenen des Krieges gegen den Terror, liegt am entgegengesetzten Ende des Friedhofes, fast in Sichtweite des Pentagon. Zu meiner Rechten, auf der Spitze eines Hügels, erhebt sich ein malerisches, weißes Gebäude, umsäumt von antiken Säulen – Arlington House, das ehemalige Anwesen des Generals Robert E.Lee und seiner Frau Mary Custis Lee. Weil er nicht gegen seinen Heimatstaat Virginia kämpfen wollte, schloß sich Lee, ein überzeugter Anhänger der Union den Südstaaten an und wurde zum gefürchtetsten Gegner der Nordstaatenarmee. Im zweiten Jahr des Krieges, als die Friedhöfe zu klein für die vielen Gefallenen geworden waren, ordnete General Montgomery Meigs, der Generalquartiermeister der Nordstaaten an, das Anwesen des Verräters Lee zu enteignen. Die Gefallenen der Union sollten künftig in Mrs. Lees Rosengarten bestattet werden, mit Blick auf den Potomac und das Weiße Haus.

Am Fuß des Hügels, inmitten eines weiten Atriums liegt der jüngste Präsident der USA bestattet, an der Seite seiner Frau und seines Bruders. Ich denke an ihn und an das, was mich hierher geführt hat, ein altes, zerlesenes Magazin, den „Rolling Stone“, mit der Geschichte der Soldatin Sam.
„Wir haben uns dazu entschlossen, zum Mond zu fliegen und all die anderen Dinge zu tun, nicht etwa, weil sie so leicht zu erreichen wären, sondern gerade deshalb, weil sie so schwer sind.“ rief  John F. Kennedy kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten Studenten in Houston zu.
„ Ich will den Leuten beweisen, dass ich etwas kann“ antwortete Sam, das achtzehnjährige Mädchen aus Tucson im US-Bundesstaat Arizona ihrem Zugführer im Irak auf seine Frage, warum sie zur Armee gegangen war.

Arlington House mit dem Familiengrab der Kennedys


Für gewöhnlich sind Friedhöfe sind Orte, an denen man Menschen begegnet, die ihr Leben gelebt haben, deren Gräber von Kindern oder Enkeln mit Blumen geschmückt werden. Als ich zum  ersten Mal Sektion 60, das riesige, fast exakt rechteckige Gräberfeld am nordwestlichen Ende Arlingtons durchschreite, denke ich unwillkürlich an die Worte des Dichters Maxwell Edmonds, seine Inschrift für das Denkmal gefallener Soldaten des 2.Weltkrieges: „Wenn du nach Hause kommst, erzähle ihnen von uns und sage ihnen, dass wir für ihr Morgen unser Heute gaben.“ Kein Präsident, kein ranghoher Militär oder Prominenter liegt hier begraben, kaum eine der Inschriften auf den  gleichförmigen, weißen, exakt ausgerichteten Grabsteinen zeigt ein Lebensalter von mehr als 30.
Sektion 60 liegt an diesem Tag fast vollkommen verlassen im gleißenden Sonnenlicht, nur vier Soldaten der US Army in ihren blauen Dress-Blue Galaunifomen gehen langsam von Grabstelle zu Grabstelle. Vielleicht sind sie auf der Suche nach einem bestimmten Grab, genau wie ich.
Vier Tage nach Memorial Day, dem amerikanische Gefallenengedenktag sind viele Gräber noch mit Blumen und persönlichen Gegenständen geschmückt. Viele Familien der aus den ganzen USA stammenden Gefallenen mögen nur dieses eine Mal im Jahr oder noch seltener die Gelegenheit haben, ihre Lieben zu besuchen.
An der Rückseite eines Denkmals fällt mir etwas auf, eine Art Brief, zusammen mit einer Kinderzeichnung in einer Plastiktüte. „ Ich habe dich lieb. Ich weiß, dass du mich auch lieb hast. Du bist der beste Papa auf der Welt. Kendall.“ Darunter hat das Mädchen, das vielleicht acht, neun Jahre alt sein mag sich, Mama und Papa gezeichnet, den Vater in grüner Uniform. Ich gehe langsam um den Stein herum, notiere mir den Namen und die Nummer in meinem Handy, ich weiß, dass ich mehr darüber wissen muß.

Den beiden jungen Menschen, die zu besuchen ich mir vorgenommen habe, fehlt jeglicher Grabschmuck. So bin ich doppelt froh über die beiden Blumensträuße mit den kleinen Flaggen, die ich mitgebracht habe, einen für die Obergefreite Sam Williams Huff, 18, aus Tucson, Arizona, Grabstelle 60/8109, denen anderen für das Grab Nr.60/8557, die letzte Ruhestätte des Corporals Steven Robert Koch, 23, aus Milltown, New Jersey.




„In einhundert oder mehr Jahren wird es ohne jede Bedeutung sein, in welchem Haus ich gewohnt, wieviel Geld ich verdient oder welches Auto ich gefahren habe. Jedoch könnte die Welt dann eine andere, bessere sein weil ich im Krieg gegen den Terror meinen Posten nicht verlassen habe. Wenn ich dafür durch die Hölle gehen muß, werde ich gehen und mein Blut über unsere Fahne vergießen, damit ihre Streifen rot bleiben.“ schrieb Steven, der Fallschirmjäger kurz vor seinem Tod in Afghanistan an seine Mutter Christine.

Gut zwei Wochen vor Beginn unseres Urlaubes, am 6.Mai, kam ich am späten Abend von der Arbeit  und fand bei Facebook einen langen Eintrag Christines, einen Gefühlsausbruch wie ich selten zuvor einen gesehen hatte. Vier Tage vor Muttertag, am fünften Todestag ihrer Tochter Lynne, die sich von Gram über den Tod ihres Bruders zerfressen das Leben nahm, hatte der Schmerz und die Hoffnungslosigkeit die Krankenschwester übermannt. „Garbage“ (Müll) sei sie für den Rest der Welt, niemand würde sich für das Leid ihrer Familie interessieren.  Ich verbrachte die halbe Nacht damit, mit der verzweifelten Frau zu chatten, ihr Mut zuzusprechen. Gegen Morgen, als es schon wieder hell wurde, erzählte ich ihr von unserer Reise und versprach ihr, das Grab ihres Jungen zu besuchen.
Christine bedankte sich, aber ich hatte in ihrer Reaktion den Zweifel gespürt, so dass ich nun, trotz der beklemmenden Umgebung, ein wenig zufrieden mit mir bin.






Minuten später sitze ich im Gras in der Sonne, vor Sams Grab, die Augen halbgeschlossen und höre über mein Headset „ihren“ Song. Ihr Vater Bob, ein passionierter Musiker, war dabei, seine erste CD aufzunehmen, als Sam in den Krieg zog. Ihre letzten Worte waren: „Ich wünsche Papa viel Glück für sein Album.“ Bob Huff fügte seiner CD die einzige Aufnahme hinzu, die im von Sam und ihrem Spiel auf der Flöte geblieben war. Er nannte den Song und das Album „Sun and Moon“ – Sam.
Die Musik ist verklungen und als ich die Augen aufschlage, bemerke ich, wie die vier Soldaten einen respektvollen Bogen um mich machen. Langsam nehme ich mein Armband, dass ich Tage zuvor aus der Gedenkstätte für die Opfer des 11. September 2001 mitgebracht habe, von meinem rechten Handgelenk, lege es auf den Grabstein und wende mich zum Gehen. 



Mein letzter Blick fällt auf die Rückseite des Steins, der das Grab von Sams Mutter Maggie markiert, die 2009 an Krebs starb und nun Seite an Seite mit ihrem einzigen Kind ruht. „Keine Entfernung, keine Zeit vermag unsere Herzen zu trennen . Ich habe an jedem Tag deines Lebens an dich gedacht und werde für den Rest meines Lebens mit einem Lächeln im Herzen an dich denken“ stand in dem Brief, den Maggie Sam mit in den Irak gab. Wenige Wochen nach Sams Beerdigung vertraute sie der Journalistin Leslie Garrison, einer Schulfreundin ihres Mannes an: „ Wir wachen jeden Morgen weinend auf und denken: Mein Gott, wie lange ist ewig?“






Vorbei an den endlos scheinenden Reihen weißschimmernder Grabsteine fahre ich mit der U-Bahn zum Pentagon, zum zweiten der drei Schauplätze jenes schicksalhaften Tages, der auf so dramatische und unabänderliche Weise in das Leben von Sam, Steven, Bob, Maggie, Christine und vieler anderer eingriff.
Vor der Seite des Gebäudes, in die am 11.September 2001 Flug 77 der American Airlines einschlug, wurde den insgesamt 184 Opfern ein Ehrenhain errichtet. Im Schatten von 184 Bäumen fließen unter 184 Bänken 184 ewige Quellen. Zusammen mit einer der zahlreichen Schulklassen auf Jahresabschlussfahrt, die an diesem Wochenende die Hauptstadt bevölkern, blicke ich auf die Fassade, an deren unterschiedlicher Färbung die Abmessungen des Flugzeuges exakt auszumachen sind. Die Jugendlichen hören ihrem Lehrer und einem Pfarrer zu, manche von ihnen formen aus Kieselsteinen kleine Kreuze auf einigen der Bänke. Ich lege ein paar Steine dazu, dann setze ich mich auf die Bank in die der Name des Toten eingraviert ist.





Zurück in meinem Hotel schicke ich über mein Iphone einige der Bilder vom Friedhof auf Christines Facebookseite, widme sie Steven und seiner Schwester, dann suche ich im Internet nach der Geschichte des Mädchens mit der Zeichnung. Oberfeldwebel Scott Brunckhorst fiel am 30.3.2010 in Afghanistan als seine Tochter Kendall 3 Jahre alt war. Sie ist also heute acht und wird kaum viele bewusste Erinnerungen an ihren „besten Papa der Welt“ haben.
Unwillkürlich muß ich an die vielen Väter denken, die freiwillig darauf verzichten, ihr Kind aufwachsen zu sehen, als ich das kleine rote Kommentarsymbol auf dem Display meines Smartphones entdecke : „Ich schreibe das mit Tränen in den Augen, ich danke dir so sehr, es bedeutet die Welt für mich, dass du nicht nur an Steven, sondern auch an Lynne gedacht hast. Es tut immer noch so weh, jeder Tag aufs Neue ist ein Kampf,  aber das hier hilft mir für eine gewisse Zeit….“

Heute, am 11. September, dem 14. Jahrestag des Beginnes eines Krieges, von dem wir heute noch nicht ahnen, wie lange er noch dauern und wie sehr er unsere Welt verändern wird, denke ich an die Menschen, die mich durch diesen Tag im Mai in Virginia begleitet haben.

An Robert E. Lee, den Gentleman und genialen Feldherrn, der gegen seine Überzeugung seiner Heimat treu blieb und sie doch nicht retten konnte und der während einer der härtesten Schlachten erkannte: „ Es ist gut dass der Krieg so grausam ist, wir könnten sonst wohlmöglich Gefallen an ihm finden.“
An Bob, den Polizisten und passonierten Musiker, der eine glückliche Familie hatte als der Krieg ausbrach, heute allein lebt und seine CD , auf der er dass letzte Mal mit seiner Sam spielt, an 4000 Familien Gefallener schickte.
An John F. Kennedy, der wenige Wochen bevor ihn die Kugeln des Attentäters Oswald trafen, ahnungsvoll schrieb: „Ein Mann kann sterben, eine Nation steigen und fallen, eine Idee aber lebt ewig.“
An Christine, die jeden Tag ihre Kraft ihren krebskranken Patienten widmet, die an jedem Tag ihren Schmerz über den Verlust ihrer Kinder mit der Welt teilen muß und so anrührend dankbar für jedes mtfühlende Wort ist.
An die jungen Menschen, die am 11.September 2001 im Grundschulalter waren und heute in der Sektion 60 zu ihrer letzten Ruhe gebettet werden, weil sie der Pflicht, ihrem Land zu dienen auch nach 14 Jahren Krieg gefolgt sind.
Schließlich an Montgomery Meigs, den Begründer Arlingtons.
Als Montgomery Meigs davon erfuhr, wer als erster Soldat dort bestattet werden sollte, hob er das Grab in Mrs. Lees Rosengarten selbst aus.
Es war sein eigener Sohn.

Einhundertfünfzig Jahre später, in einer Zeit, da die Menschen sich daran gewöhnt hatten, den Krieg wie ein Videospiel zu betrachten, trug ein junger Soldat den leblosen Körper seines besten Freundes, der neben ihm gefallen war, vom Schlachtfeld.

Der junge Soldat war freiwillig, aus tiefster Überzeugung in diesen Krieg gezogen und er war bereit, ihn bis zum Ende zu kämpfen.
Doch an jenem Tag hatte ihn der Krieg die Lektion des Marschalls Duroc gelehrt.
Der junge Soldat begann den Krieg aus tiefster Seele zu hassen
Er hatte das Auge der Bestie gesehen.



 Den Gefallenen des Krieges gegen den Terror 11.09.2001- heute

EHRE IHREM ANDENKEN - SIE SIND UNVERGESSEN





Samstag, 18. April 2015

Vor 10 Jahren - für Sam und Bob

Sterben ist das Auslöschen der Lampe im Morgenlicht, nicht das Auslöschen der Sonne.

                                                                                                Rabindranath Tagore


Sie tanzte, sie sang und sie rannte
mit der Sonne, als sei es ein Spiel
Doch sie hatte, solange er dachte,
für ihr junges Leben ein Ziel

Er wollte sie immer beschützen
vor dieser Welt, den Gefahren darin
Dann sah er in ihre leuchtenden Augen
als sie ging und war stolz auf sein Kind.

Die Welt, die er liebte gefror dann
an jenem grauen Tag im April
Drei Männer an seiner Haustür,
das  Herz, sein Verstand hielten still

Sie war zu ihren Träumen geflogen,
zehntausend Meilen weit
doch ihre Flügel zerbrachen,
denn die Welt war dafür nicht bereit.

Jetzt fürchtet er wenn die Nacht kommt
diese Leere, denn sie wird ihn zerstör´n
Darum ruft er laut ihren Namen
doch er weiß, sie kann ihn nicht hör´n

Manchmal will er sie noch halten
wie als Kind, doch er kann sie nicht fühl´n
Manchmal auch sieht er ihren Schatten
doch er kann ihre Nähe nicht spür´n.

Dann greift er zu seiner Gitarre
sucht Halt in den Seiten daran
Spielt ihren Song, hört den Klang ihrer Flöte
sein Herz friert, doch er wärmt sich daran

Er kann dieses Lied kaum ertragen,
doch er muß es den Menschen erzähl´n
Von ihrem Mut, ihrer Hoffnung und Liebe,
all den Dingen die nur ihm jetzt gehör´n

Sie war zu ihren Träumen geflogen,
zehntausend Meilen weit
Seit ihre Flügel zerbrachen
hat er um sein Kind geweint.



Bildquelle: Michael Reagan, Faces of the Fallen


                                             Sam Williams Huff ( 1986 - 2005)

                               EHRE IHREM ANDENKEN - SIE IST UNVERGESSEN

Sonntag, 14. Dezember 2014

An jedem einzelnen Tag

Das Leben der Toten wohnt in den Herzen den Lebenden 

                                                                                            Marcus Tullius Cicero

Name  : Jared Christopher Monti
Alter   : 30
Rang   : Sergeant 1st Class (Hauptfeldwebel, posthum)
Einheit: 71. Kavallerieregiment, 10. Gebirgsjägerdivision, US Army

Gefallen am 21. Juni 2006, Gowardesh, Provinz Nuristan, Afghanistan
Operation Enduring Freedom

Bildquelle: Wikimedia Commons


„ Ich bin ganz allein in dem Truck, nur mit ihm. Es ist seiner. Ich spüre seine DNA überall darauf. Das ist ein ganz besonderes, friedvolles Gefühl.“

Die zitternde Stimme des alten Mannes im Radio fesselte Connie Harrington. Die Songwriterin aus Nashville war auf dem Weg nach Hause, am „Memorial Day“, dem Gefallenengedenktag des Jahres 2011. Weil sie sich nicht in Stimmung für Musik, die ihr Beruf war, fühlte, hatte sie die Talksendung "Hier und jetzt" eingeschaltet und hörte das Interview mit Paul Monti, der dem Moderator erklärte, warum er noch immer den Truck seines fünf Jahre zuvor in Afghanistan gefallenen Sohnes Jared fuhr.

„Ich mag es, ihn zu fahren, weil er mich an ihn erinnert, obwohl ich den Truck zur Erinnerung nicht bräuchte. Ich denke an ihn, jede einzelne Stunde an jedem einzelnen Tag.“

Als sie Paul sagen hörte, dass er den Truck seit Jareds Tod nie mehr gewaschen habe und ihm sein  zu hohen Spritverbrauchs nichts ausmache, zog Connie instinktiv ihr Notebook unter dem Sitz hervor und begann sich Notizen zu machen, „ Ich schluchzte und schrieb während ich lenkte und dabei höllisch aufpassen musste, nicht im Straßengraben zu landen“, erzählte  Connie Harrington später.
Connies Kollegin und Mitautorin Jessi Alexander erinnerte sich, wie sie wenige Tage später Gedanken und Ideen zu neuen Songs austauschten. „ Sie sagte: Ich glaube, ich hab´ da was. Und dann brach sie in Tränen aus. Jeder, der schon mal mit Connie geschrieben hat, weiß, wenn sie weint, dann ist irgendetwas ganz Großes im Gange.“

Die Idee in einen Song umzusetzen, erwies sich für sie beiden Frauen schwieriger als gedacht, so dass sie ihren Kollegen, den Sänger und Songwriter Jimmy Yeary ins Boot holten. Als das kleine Team „ I drive your truck“ fertiggestellt hatte, wussten Connie, Jessi und Jimmy, dass das nicht einfach ein Song war, noch nicht einmal irgendein Hitsong. Dieser Song war etwas wirklich Besonderes, und damit er funktionieren, seine Botschaft nach außen tragen konnte, mussten sie den richtigen Sänger finden.

Sie fanden ihn in Lee Brice.

„Dieser Song traf mich wie ein Hammer. Ich verliebte mich auf der Stelle in ihn“ beschrieb Brice später den Moment, als er „ I drive your truck“ zum ersten Mal hörte.
Lee Brice veröffentlichte „ I drive your truck“ auf seinem 2012er Album Hard2Love, der Song wurde dessen dritte Nr.1 -  Single. Er brachte Lee Brice eine Vielzahl weiterer Ehrungen ein und er ließ eine ganze Nation an der Tat des Oberfeldwebels Jared Christopher Monti teilhaben, seiner selbstlosen Aufopferung für einen Kameraden auf dem Hügel 2610, hoch oben im Hindukusch.

                                 Lee Brice singt "I drive your truck live in der Grand Ole Opry, Nashville
                                                                    Videoquelle: youtube.com/opry

Jared Monti, der im März 1993 in die Armee eingetreten war, galt als Mensch, der das Wohlergehen Schwächerer über Vorschrift und militärischen Gehorsam stellte. Während seines Einsatzes im Kosovo fuhr er moslemische Kinder mit dem eigenen Auto zur Schule, um sie vor den Angriffen christlicher Fanatiker zu schützen. Er hielt einen seiner Untergebenen davon ab, einen Kameraden zusammenzuschlagen und wurde dafür degradiert, einen Rangniederen körperlich angegriffen zu haben.

Am 21.Juni 2006 führte Oberfeldwebel  Monti einen kleinen Trupp Artillerieaufklärer, der als Teil einer größeren Patrouille das Gebiet um das Dorf Gowardesh erkunden sollte. Die amerikanischen Soldaten gerieten in einen Hinterhalt von mehr als 50 Talibankämpfern, das Feuer aus Maschinengewehren, Mörsern und Panzerfäusten prasselte von vier Seiten auf die 16 Männer nieder. Sie erwiderten das Feuer und versuchten verzweifelt Denkung zu finden, bereits kurz nach dem Beginn des Gefechtes wurde Oberfeldwebel Lybert tödlich getroffen. Jared Monti versuchte Unterstützung durch Artillerie und Flieger herbeizurufen, als er bemerkte, dass das jüngste Mitglied seines Teams fehlte. Gefreiter Brian Bradbury, ein 22 jähriger Junge aus Missouri lag schwerverwundet durch das Geschoß einer Panzerfaust im offenen Gelände, dem Beschuß der Angreifer hilflos ausgeliefert.
Der Anführer des Scharfschützenteams, Oberfeldwebel Chris Cunningham funkte, er werde Bradbury zur Hilfe kommen, doch Monti antwortete ihm;
„ Er gehört zu meinen Jungs, also werde ICH ihn holen.“

Jared Monti (rechts hinten) mit seinem Team in Afghanistan
Bildquelle: Wikimedia Commons

 Jared Monti unternahm drei Versuche, Brian Bradbury zu retten. Beim ersten Mal war er fast  bis auf einen Meter an den Schwerverwundeten herangekommen, dann trieb der Beschuß ihn zurück. Er versuchte es ein zweites Mal, mit dem gleichen Ergebnis.
Obwohl das feindliche Feuer unerbittlich zunahm, verließ Jared Monti zum dritten Mal die schützende Deckung. Seine Kameraden hörten einen Schrei wie niemals zuvor auf dem Schlachtfeld. Das Geschoß einer Panzerfaust hatte  Jared Monti beide Beine abgerissen.
Er litt unerträglich Schmerzen und seine Kameraden, die der schwere Beschuß daran hinderte, Jared zu Hilfe zu kommen, versuchten ihn zu beruhigen, indem sie ihn nach seinem Zuhause fragten. In seinem Buch „TheOutpost: An Untold Story of American Valor“ dokumentierte der ABC News- Korrespondent Jake Tapper 2012 seine letzten Worte: „ Sagt meiner Mum und meinem Dad dass ich sie liebe. Sagt ihnen, dass ich meinen Frieden mit Gott gemacht habe."
Minuten nach seinem Tod tötete der Luft- und Artillerieangriff, den er selbst angefordert hatte, die meisten der Angreifer und vertrieb den Rest. Tragischerweise starb Brian Bradbury, der Soldat, den Jared Monti retten wollte,  als das Seil, mit dem er in den Rettungshubschrauber gezogen werden sollte, riß. Der Absturz tötete den Rettungssanitäter, Oberfeldwebel Heathe Craig ebenfalls.

Präsident Barack Obama verlieh Jared Monti posthum die Ehrenmedaille des Kongresses.
 „ Sein Patrouillenführer sagte mir, dies sei das Tapferste gewesen, das er je einen Soldaten tun sah“ sagte Obama während der Verleihungszeremonie.
In einem Radiointerview beschrieb Paul Monti seinen Sohn als einen Menschen, der stets das tat, was er für das Richtige hielt und für den Aufgeben dabei ein Fremdwort war. „ Zu versuchen, Brian Bradbury zu retten und das nicht nur ein – oder zweimal sondern noch zum dritten Mal dort rauszugehen – ja, genau das ist Jared. Er wollte niemals aufgeben.“

Präsident Barack Obama überreicht die Medal of Honor an Jared Montis Eltern
Bildquelle: whitehouse.gov

 Während Lee Brice mit „I drive your truck“ an die Spitze der Charts stürmte, hatte Paul Monti keine Ahnung, dass seine Worte im Radio den Anstoß gegeben hatten.
Connie Harrington hatte den Namen des Mannes, dem sie ihren Hit verdankte, vergessen. Sie suchte wie besessen im Internet nach der Geschichte eines gefallenen Soldaten, die dazu passte doch zunächst ohne Erfolg. „ Wir alle empfanden diesen Song als Geschenk und wir wollten diesen Mann wissen lassen, dass er unsere Inspiration gewesen war.“

Paul Monti erhielt eine Facebooknachricht von einer Frau namens Cheryl Lee Patrick. Wie er fuhr auch sie immer noch den Truck ihres Sohnes, Patrick Lybert, der an Jareds Seite auf dem Hügel 2610 gefallen war. „ Sie schickte mir den Song und ich weiß noch, dass ich ihn anfangs nicht bis zu Ende anhören konnte. Wenn er in einer Bar lief, musste ich hinaus, weil mir die Tränen kamen“ erinnerte sich Paul.
Aber noch immer hatte er keine Ahnung.
Connies hartnäckige Suche hatte schließlich Erfolg. Nach zwei Jahren und nachdem „I drive your truck“ die Nr.1 der landesweiten Charts erreicht hatte, trafen Connie Harrington, Jessi Alexander, Jimmy Yeary und Lee Brice endlich Paul Monti.

„I drive your truck“ wurde schließlich die höchstmögliche Ehrung zuteil, der Award „Song des Jahres 2013“ der Country Music Association(CMA). Während der Preisverleihung ließ Jimmy Yeary keinen Zweifel daran, dass dieses eine Mal nicht Sänger, Song und Autoren im Mittelpunkt standen. „ Dieser Song handelt von einem Mann, Jared Monti der sein Leben in Afghanistan für sein Land und für seine Kameraden hingegeben hat und seinem Vater, der immer noch den Truck seines Sohnes fährt. Jared, wir danken dir für alles, was du für dieses Land getan hast.“

Die Songwriter Jimmy Yeary, Connie Harrington und Jessi Alexander mit Paul Monti und Sänger Lee Brice
Bildquelle: bmi.com


Paul Monti gründete die Initiative „Flags for Vets“, die sich zum Ziel gesetzt hat, am Memorial Day jedes Grab eines Gefallenen mit den amerikanischen Flagge zu schmücken. Er hofft, dass der Song den Menschen dabei hilft zu verstehen, was Familien kriegsgefallener Soldaten durchmachen.
„ Es ist ein Schmerz, der niemals vergeht, er ist immer da. Die Leute sagen, daß die Zeit alle Wunden heilt, doch in diesem Fall ist das völlig unmöglich. Ein Elternteil zu verlieren, das ist eine Sache, das ist deine Vergangenheit, aber ein Kind zu verlieren heißt, dass du deine Zukunft verloren hast. Mit deinen Enkelkindern fischen oder auf den Sportplatz zu gehen, alle diese ganz besonderen Momente auf die du dich gefreut hast, sind unwiederbringlich verloren. Alle, die diesen Song hören, müssen begreifen, dass unsere Freiheit einen Preis hat. All das wurde mit dem Blut unserer jungen Frauen und Männer erkauft.“


Den Gefallenen vom 21.06.2006, Gowardesh, Provinz Nuristan, Afghanistan


 

Stabsfeldwebel Jared Christopher Monti, 30, Raynham, Massachussetts, USA

Oberfeldwebel Patrick Lee Lybert, 28, Ladysmith, Wisconsin, USA

Oberfeldwebel Heathe Nathanniel Craig, 28, Sevem, Maryland, USA

Obergefreiter Brian Jay Bradbury , 22, St.Joseph, Missouri, USA



 EHRE IHREM ANDENKEN - SIE SIND UNVERGESSEN !



Textquellen: radio.com
                     businessinsider.com
                     blogs.cnn.com
                     stripes.com










Donnerstag, 29. Mai 2014

Ihre letzte Nacht



Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir Abschied nehmen.

                                                                                                                       Albert Schweitzer

Name   :        James Jeffrey Cathey
Rang    :        2nd Lieutenant ( Leutnant)
Einheit :        2. Bataillon , 2.Regiment, United States Marine Corps
Alter    :        24
aus       :       Reno, Nevada, USA
Gefallen am 21. August 2005, Karmah, Irak

Operation Iraqi Freedom


Auf dem Höhepunkt der Schlacht von Fredericksburg, während seine Soldaten die verzweifelt anrennenden Truppen der Nordstaaten zu Tausenden niederschossen, kam General Robert Edward Lee eine Erkenntnis. „ Es ist gut, dass der Krieg so schrecklich ist“ sagte der Kommandeur der konföderierten Armee von Nord- Virginia zu seinem Stabschef, General Longstreet, „ wir könnten sonst vielleicht Gefallen an ihm finden“.

Vielleicht gingen dem Major im US Marine Corps, Steve Beck ähnliche Gedanken durch den Kopf, als er Katherine Cathey zum offenen Sarg ihres Mannes geleitete. Leutnant James Cathey starb, während er seinen Zug anführte, durch eine am Straßenrand versteckte Bombe. Die Militärbestatter hüllten den von der gewaltigen Explosion zerstörten, geschundenen Körper vorsichtig in das Leichentuch und breiteten seine Uniform darüber. Steve Beck hatte Katherine darauf vorbereitet, dass es keinen letzten Blick, keinen Abschied für sie geben würde. Behutsam ergriff er die Hand der im fünften Monat schwangeren Frau und presste sie auf den blauen Stoff. „ Kannst du es fühlen? Er ist hier“ flüsterte er „ genau hier.“

Bildquelle: Todd Heisler
Zwei Tage zuvor hatte Katherine dem Offizier ihre Tür vor der Nase zugeschlagen, weigerte sich stundenlang mit ihm zu sprechen. Alles in Katherine sträubte sich dagegen, dem Unabwendbaren, das in Person des Majors Beck vor ihr stand, ins Auge zu blicken. Vor wenigen Tagen hatte sie erfahren, dass das Kind, das sie von ihrem Mann erwartete, ein Junge sein würde. James hatte ihr, kurz nachdem er seinen Einsatz im Irak begann, geschrieben:
 „ Ich verspreche dir, nach Hause zu kommen. Ich habe eine Frau und ein Baby, auf das ich mich freue. Ihr zwei seid alles, was ich auf dieser Welt habe!“

Steve Beck wusste mit dieser Situation umzugehen. Jahre zuvor, als er die unheimliche, schwarze, über New York aufsteigende Wolke im Fernsehen sah, rechnete er fest damit, sich bald im Kampfeinsatz wiederzufinden. Stattdessen wartete eine genauso schwere Aufgabe auf ihn – den Angehörigen gefallener Soldaten die schreckliche Nachricht zu überbringen. Er hatte gelernt, diesen Menschen, deren Welt in Sekundenbruchteilen in Trümmern versank, einen Halt zu geben und so nahm er Katherine Cathey behutsam in seinen Arm, als sie im Angesicht des fahnenbedeckten Sarges ihres Mannes, der aus dem Flugzeug geladen wurde, in haltloses Schluchzen ausbrach.

Bildquelle: Todd Heisler
Nachdem Caroline Cathey vom Einsatz ihres Sohnes im Irak erfahren hatte, wurde sie eine Vision nicht mehr los – sie sah drei Männer in grünen Uniformen an ihre Haustür klopfen.
Ende August 2005, einen Monat nach James Catheys Ankunft in Bagdad, wurde der Alptraum für die Buchhalterin aus Reno im Bundesstaat Nevada Wirklichkeit. Als sie vom Sonntagsgottesdienst nach Hause kam, parkte ein schwarzes Militärfahrzeug vor ihrem Haus.
„ Mir war sofort klar, warum sie hier waren“ sagte Caroline der Zeitung „Las Vegas Sun“.

Ihr Sohn James wollte Soldat im Marine Corps sein, seit er die vierte Klasse besucht hatte. „Wie sagt man seinem Kind : Nein, das kannst du nicht!“? fragte Caroline Cathey die Reporter.
James Cathey meldete sich 1998, im Alter von 17 zur Offiziersausbildung im Marine Corps. Er versäumte seine Abschlussfeier, um an der Grundausbildung teilzunehmen. Später setzte er seine Ausbildung an der Universität von Colorado in Boulder fort. James erwarb Abschlüsse in Geschichte und Anthropologie und traf seine große Liebe, Katherine aus Brighton in Colorado.
Ein Jahr nach Kriegsausbruch erhielt James Cathey sein Offizierspatent, diente in Ost –Timor und Okinawa bevor er in den Irak versetzt wurde.
 „ Die Männer, die er anführte, schauten zu ihm auf“ erzählte Caroline. „ Er sagte mir stets: Hab keine Angst um mich. Wenn wir sie nicht dort drüben bekämpfen, dann müssen wir irgendwann hier gegen sie kämpfen.“
Sie stimmte dem zu. “Unsere Jungs müssen dort sein. Dieser Job muß getan werden. Sie wollen uns vernichten. Sie werden es tun, wenn wir sie lassen. Diese Leute dort sind Wahnsinnige.“
Die Männer aus dem schwarzen Militärfahrzeug blieben die ganze Nacht über bei Caroline.

Steve Beck wich bis zu Leutnant James Catheys Beerdigung nicht von Katherines Seite, aber auf das, was am Abend zuvor geschah, war er nicht vorbereitet.
Katherine warf sich weinend über den Sarg, bevor sie persönliche Erinnerungen, die sie mitgebracht hatte, als letzen Gruß hineinlegte – Blumen ihrer Hochzeit, eine Flasche mit James´ Lieblingsparfüm, die letzte Ultraschallaufnahme ihres ungeborenen Sohnes.

Bildquelle: Todd Heisler
 Als die Kapelle bis zum nächsten Morgen verschlossen werden sollte, presste Katherine verzweifelt ihren Bauch auf den Sarg und weigerte sich, ihren Mann zu verlassen.

Bildquelle: Todd Heisler
Die Marines der Ehrenwache holten eine Matratze und Bettzeug aus ihrer Unterkunft und bereiteten ihr ein Bett vor dem Altar. Katherine öffnete, bevor sie einschlief, ihren Laptop, spielte Songs, die James geliebt hatte und ihr Hochzeitsvideo.
Einer der Männer fragte sie, ob sie allein sein wolle oder ob er Wache halten solle.
„ Ich glaube, er wäre froh, wenn Sie bei mir wären. Genau das hätte er sich gewünscht.“ erwiderte Katherine.

Bildquelle: Todd Heisler
Caroline Cathey fürchtete die Leere nach dem Tod ihres Sohnes. Am meisten quälte sie der Gedanke, James ´Andenken könne in Vergessenheit geraten. Dennoch versäumte sie die Zeremonie, bei der die Highschool ihrer Heimatstadt zum ersten Mal ein nach James Cathey benanntes Ehrenstipendium verlieh.
Joyce, ihre Tochter und James´ Schwester, die sich gerade auf den Abschluß ihres Jurastudiums vorbereitete, ließ sich das Bild ihres Bruders auf den Rücken tätowieren, nachdem sie von seinem Tod erfahren hatte. Danach gingen Mutter und Tochter auf eine Autotour, quer durch Amerika.„Wir hatten fünf Jahre auf eine Gelegenheit gewartet, das zu tun“ sagte Caroline.

In James Catheys ehemaligem Kinderzimmer liegen Beileidsbekundungen von Politikern achtlos auf einem Stapel in irgendeiner Ecke. Der einzige Brief in einem Rahmen an der Wand stammt vom Kommandanten des Marine Corps.
„James kümmerte sich nicht um all die Reden von Politikern, selbst des Präsidenten.“ sagte Caroline der Zeitung „Rocky Mountain News“. „ Er war für seine Männer da, seine Marines, sie waren sein Leben. Senatoren, Abgeordnete, der Präsident, sie alle haben nicht die Spur einer Ahnung, wie es uns jetzt geht.“

Katherine hatte hart und erbittert mit ihrem Mann über der Krieg gestritten. Sie war strikt gegen die Entscheidung, in den Irak einzumarschieren während James ihr entgegenhielt, dass es notwendig sei und er seinen Job erledigen müsse.  „Am Ende jedoch schweißten uns die Meinungsverschiedenheiten noch enger zusammen.“ sagte Katherine .


Am 22. Dezember  2005 brachte Katherine Cathey ihren Sohn James Jeffrey Cathey Jr. zur Welt. Sie nannte ihn Jimmy.
„ Ich hoffe, Jimmy wird mich viele Dinge über seinen Vater fragen. Ich bin mir sicher, dass er das tun wird“


James Jeffrey Cathey (1980 - 2005)
                                          EHRE SEINEM ANDENKEN - ER IST UNVERGESSEN




Anmerkung des Autors: Für seine Fotoserie über gefallene Soldaten aus dem Bundesstaat Nevada und ihre Angehörigen erhielt Todd Heisler, Journalist der Zeitung „ Rocky Mountain News“ 2006 den Pulitzerpreis in der Kategorie „ Pressefotografie".

Textquellen:  lasvegassun.com
                    freedom-hall.org
                    leatherneck.com

Sonntag, 9. März 2014

Tödliches Gewissen


„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“
                                                                       Friedrich Schiller: Der Spaziergang, 1795.

Name: Michael Patrick Murphy
Rang : Leutnant
Einheit: SEAL – Team 1, United States Navy
Alter: 29
aus   : Patchogue, New York, USA
Gefallen: 28.Juni 2005 in der Nähe von Asadabad, Provinz Kunar, Afghanistan
Operation Enduring Freedom


Bildquelle: sealofhonor.com

Es war die Paraderolle für Jack Nicholson, der Hollywoodveteran mit dem Faible für fiese Typen verkörperte den diabolischen Colonel Nathan Jessup brilliant. "Wir befolgen Befehle. Wir befolgen Befehle oder Menschen sterben. So einfach ist das.“ schleuderte er seinem Widersacher Tom Cruise, der die Rolle des smarten Anwaltes Daniel Kaffee ebenso beeindruckend spielte, verächtlich ins Gesicht.

 „Eine Frage der Ehre“, Rob Reiners filmische Parabel über den Konflikt zwischen Moral, Gewissen und militärischer Pflichterfüllung entstand 1992.  Sein Originaltitel „ A few good men“ erscheint wie ein Menetekel für das, was sich knapp dreizehn Jahre später in der Nähe eines kleinen paschtunischen Dorfes tief im Süden Afghanistans, nahe der pakistanischen Grenze ereignete. An diesem Tag stand eine kleine Gruppe Soldaten im Kampf gegen eine vielfache feindliche Übermacht, an diesem Tag folgte ihr Anführer, ein junger Offizier dem Ruf seines Gewissens und musste erkennen, dass der Preis dafür nicht allein sein eigenes Leben war. An diesem Tag erfüllte sich für 18 Männer die unerbittliche Logik des Colonels Jessup.

Dem Studenten Michael Murphy stand die Welt offen. Der begeisterte Leser klassischer griechischer Literatur und herausragende Sportler erwarb 1998 seinen Titel als Bachelor in Politikwissenschaft und Psychologie an der staatlichen Universität von Pennsylvania mit Auszeichnung. Mehrere juristische Fakultäten boten ihm ein Stipendium an, eine Karriere als Richter, Rechts- oder Staatsanwalt schien eine reine Formsache.

Michael Murphy hatte andere Pläne für sein Leben. Sein Ziel bestand darin, der Eliteeinheit der US Navy SEALS anzugehören. Obwohl er nur knapp 1,80m groß war, gelang es ihm, im September 2000 in die Offiziersschule der US Marine in Pensacola / Florida aufgenommen zu werden.
Die Ausbildung bei der härtesten Spezialeinheit der Welt absolvierte Murphy wie schon als Student als einer der besten. Er bekleidete bereits den Rang eines Leutnants, als seine Einheit im Januar 2005 zur Unterstützung der internationalen Koalitionstruppen nach Afghanistan verlegt wurde.

Michael Murphy in Afghanistan ( Bildquelle: sealofhonor.com)

 Im Juni 2005 überzog Ahmad Shah, der Anführer einer ca. 200 Mann starken Gruppe aus alQaida – und Talibankämpfern die Provinz Kunar im afghanisch – pakistanischen Grenzgebiet mit einer Terrorwelle. Alle Versuche, Ahmad Shah zur Strecke zu bringen, scheiterten, weil er entweder nach Pakistan auswich oder die lokale Zivilbevölkerung als Schutzschild benutzte, so dass ein Luftangriff nicht in Frage kam. Somit blieb den Kommandeuren der Koalitionstruppen nur die Alternative einer riskanten Operation am Boden, tief im feindlichen Hinterland. Am 28.6.2005 startete der Einsatz unter dem Codenamen "Operation Red Wings".

Nachdem der Terrorführer in der Nähe der kleinen Ortschaft Asadabad durch Geheimdienstinformationen lokalisiert worden war, wurde, wurde ein vierköpfiges Team, bestehend aus Michael Murphy, seinen SEAL-  Kameraden Danny Dietz und Matt Axelson sowie dem Marinesanitäter Marcus Lutrell in der Nähe abgesetzt. Ihr Auftrag: Ahmad Shah entweder gefangenzunehmen oder auszuschalten. Für die kleine Gruppe war es überlebenswichtig lange unentdeckt zu bleiben, schnell zuzuschlagen und wieder zu verschwinden, aber dieser Plan war schon kurze Zeit nach dem Absetzen Makulatur. Die vier SEALs liefen in dem unübersichtlichen Gelände einer Gruppe einheimischer Schafhirten in die Arme. Für Leutnant Murphy, den Kommandoführer, bedeutete das die schwerste Entscheidung seiner Militärkarriere: Wollte er den Erfolg der Mission und die Sicherheit seines Teams nicht gefährden, musste er diese zufälligen Zeugen töten. Doch Murphy zögerte, das Töten Unbeteiligter widersprach seinem Ethos. Nach kurzer Beratung mit den anderen drei Mitgliedern der Gruppe entschloß er sich, die Hirten ziehen zu lassen, den Einsatz abzubrechen und um eine Evakuierung zu bitten.

Von diesem Moment an begann sich die Schlinge um die vier Männer unerbittlich zuzuziehen. Kaum außer Sicht nahmen die Afghanen Verbindung mit der Talibangruppe um Ahmad Shah auf, in dem bergigen Gelände kam keine Verbindung mit der Basis auf dem Stützpunkt in Bagram zustande. Schnell waren die vier SEALs von bis zu 150 feindlichen Kämpfern umzingelt und unter Feuer genommen.
Bereits in den ersten Minuten des Gefechtes wurden alle vier verwundet. Verzweifelt suchte Michael Murphy nach einem erhöhten Punkt um einen Funkspruch abzusetzen. Er kletterte ungeschützt auf einen Hügel, konnte eine kurze Meldung absetzen und kehrte obwohl zweimal in den Rücken getroffen, zu den anderen zurück.

Der kurze verstümmelte Hilferuf hatte das Oberkommando der Special Forces in Bagram erreicht. Eine Rettungsmission startete unter Federführung des 160. Luftkavallerieregimentes. Diese Einheit bezeichnet man auch als die Night Stalkers, weil sie ihre riskanten Missionen vorwiegend im Schutze der Dunkelheit durchführen. Nun aber galt es, am helllichten Tag unter feindlichem Feuer in einem unbekannten Gelände zu landen, die Taliban hatten den Funkspruch ebenso gehört und der riesige, zweimotorige Chinook – Helikopter bot ein scheunentorgroßes Ziel. Dennoch zögerte Major Stephen Reich, der Kommandeur des Rettungstrupps nicht, den Anflug direkt bis zu der eingeschlossenen Gruppe Murphys fortzusetzen, er wusste, das das die einzige Chance für die vier Männer war.

Der Volltreffer einer RPG, einer Raketenpanzerbüchse russischer Bauart zerfetzte die Maschine in der Luft, alle 16 Insassen – acht Navy SEALS und acht Night Stalkers starben.
Am Boden vollendete sich das Schicksal der kleinen Gruppe um Michael Murphy. Sie kämpften, bis ihre Munition verbraucht war, dann senkte sich die Nacht über die sterblichen Überreste von Murphy, Axelson und Dietz sowie 35 Taliban.

Lediglich der Sanitäter Marcus Lutrell überlebte das Inferno. Es gelang dem Schwerverwundeten, sich zwischen Felsen zu verstecken, nach Einbruch der Dunkelheit kroch er sieben Stunden lang bis zu dem Paschtunendorf, in dem die Basis der Taliban vermutet wurde. Die Dorfbewohner nahmen ihn auf, lehnten seine Auslieferung an die Taliban ab und übergaben ihn Tage später in der Nähe operierenden US – Truppen.. Die uralten Regeln der Gastfreundschaft, denen sich die Paschtunen verpflichtet fühlten, retteten Lutrell das Leben.

Angel Flight - die Gefallenen der Operation Red Wings kehren heim ( Bildquelle: Facebook)


Michael Murphys mutige, konsequente Entscheidung ethische Erwägungen über Befehl und Auftrag zu stellen, das daraus resultierende Opfer , das 18 junge Männer brachten, war ausländischen Medien, speziell den deutschen, die oft und gerne breit sind, den moralischen Zeigefinger zu erheben, bezeichnenderweise keine Erwähnung wert. Anders in seiner Heimat: Am 22. Oktober 2007 verlieh Präsident George W. Bush Michael Murphy posthum die Medal of Honor, am 7.Mai 2011, seinem Geburtstag taufte Maureen Murphy, Michaels Mutter, den 62. Zerstörer der „Arleigh Burke“-  Klasse auf den Namen „USS Michael Murphy“

Marineminister Ray Mabus und Michael Murphys Mutter Maureen an Bord der "USS Michael Murphy"
(Bildquelle: Wikipedia)

 Marcus Lutrell schrieb seine Erinnerungen an die Operation Red Wings“ unter dem Titel „The Lone Survivor“ nieder, im Frühjahr 2014 kam die Verfilmung mit dem Schauspieler Mark Wahlberg in der Hauptrolle in die Kinos.

Den Gefallenen der Operation „Red Wings“, Asadabad, Afghanistan, 28.06.2005

Navy SEALS

         Leutnant zur See                    Michael Patrick Murphy, 29, Patchogue, New York, USA
         Sonartechniker 2.Klasse       Matthew Gene Axelson, 29, San Diego, Kalifornien, USA
         Maschinenmaat 2.Klasse      Shane Eric Patton, 22, Boulder City, Nevada, USA
         Stabsobermaat                       Daniel Richard Healy, 36, Exeter, New Hampshire, USA
         Quartiermeister 2.Klasse      James Erik Suh, 28, Deerfield Beach, Florida, USA
         Artilleriemaat 2. Klasse         Danny Phillipp Dietz jr., 25, Littleton, Colorado, USA
         Obermaat                               Jaques Jules Fontan, 36, New Orleans, Louisiana, USA
         Fregattenkapitän                   Eric Samsel Kristensen, 33, San Diego, Kalifornien, USA
         Obermaat                               Jeffrey Alan Lucas, 33, Corbett, Oregon, USA        
         Leutnant zur See                   Michael Martin Mc Greevy jr.,30, Milwaukee,Wisconsin,USA
         Marineobersanitäter             Jeffrey Scott Taylor, 30, Midway, West Virginia, USA              


160. Luftkavallerieregiment „ The Army Night Stalkers“

         Oberfeldwebel                     Shamus Otto Gore, 29, Danville, Ohio, USA
         Chief Warrant Officer          Corey Joseph Goodnature, 35, Watertown, Soth Dakota, USA
         Unteroffizier                         Kip Allen Jacoby, 21, Pompano Beach, Florida, USA
         Hauptfeldwebel                    Marcus Vinicio Muralles, 33, Shelbyville, Indiana, USA
         Major                                     Stephen Charles Reich, 34, Savannah, Georgia, USA
         Hauptfeldwebel                    Michael Lynn Russell, 31, Stafford, Virginia, USA
         Chief Warrant Officer          Chris Jon Scherkenbach, 40, Jacksonville, Florida, USA
         Stabsfeldwebel                    James William Ponder III, 36, Franklin, Tennessee, USA


EHRE IHREM ANDENKEN – SIE SIND UNVERGESSEN


Textquellen: sealofhonor.com
                    facebook.com

                    Wikipedia

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Sechs Sekunden bis zur Ewigkeit


Geliebt und liebenswert, solange sie lebten, sind nun auch im Tod noch vereint. Sie waren schneller als Adler  und stärker als Löwen.
                                         2.Samuel 1.23


Name: Jordan Christian Hearter                                                   Name: Jonathan Tyler Yale
Rang: Lance Corporal ( Gefreiter)                                                Rang: Corporal ( Hauptgefreiter)
Einheit: 9. Regiment, US Marine Corps                                         Einheit: 2. Regiment, US Marine Corps
Alter: 19                                                                                        Alter: 21
aus : Sag Harbor, New York, USA                                                aus: Burkeville, Virginia, USA
                                           Gefallen: 22.04.2008, Ramadi, Provinz Anbar, Irak                 
                                           Operation  Iraqi  Freedom  



Bildquelle: jordanhearter.com
Bildquelle. timesdispatch.com



















“” "Ich weiß, daß das keine gewöhnlichen Menschen waren. Kein normaler Mensch wäre dort stehengeblieben und hätte getan, was diese beiden Marines taten.“
Zitternd, von seinen Gefühlen überwältigt stand der irakische Polizeioffizier vor Generalleutnant James Kelly, dem Vizekommandeur der Expeditionsstreitkräfte im Irak. „ Im Namen Gottes, Sir, diese beiden Männer retteten uns alle. Nein, Sir“ bekräftigte der Mann mit Nachdruck „ das waren keine gewöhnlichen Menschen.“

Keine gewöhnlichen Menschen? Als Rebecca Yale das letzte Telefonat mit ihrem Sohn Jonathan führte, spürte sie, das dieses Mal etwas anders war. Niemals seit dem Beginn seines Einsatzes im Irak  hatte  der junge Marinesoldat gegenüber seinen Angehörigen etwas anderes als Optimismus verspüren lassen, doch jetzt sprach er zum ersten Mal von der natürlichsten Regung eines Menschen im Angesicht der Gefahr: „ Mama, ich habe Angst. Sie schicken uns wieder nach Ramadi.“ „Irgendwann während des Gesprächs  bat er mich, seiner Schwester Tammy und den Großeltern auszurichten, wie sehr er sie liebe. Ich glaube, dass wir beide in diesem Moment in unserem Innersten ahnten, was die Stunde geschlagen hatte.“ sagte Rebecca der „Richmond Times.“

Im Frühjahr 2008 war Ramadi in der Provinz Anbar, dem sunnitischen Dreieck südlich von Bagdad einer der tödlichsten Orte auf unserem Planeten. „Die Stadt, die al Qaida gehört“ beherrschte die täglichen Nachrichten mit Scharmützeln und blutigen Anschlägen. Inmitten dieses Alptraums aus Terrorismus, Gesetzlosigkeit und religiösem Fanatismus versuchten 100 irakische Polizisten verzweifelt aber vergeblich die öffentliche Ordnung  aufrechtzuerhalten, so daß 50 Soldaten des 9.US Marineinfanterieregimentes zu ihrer Unterstützung entsandt wurden.
Am Morgen des 22.April 2008 begegneten sich der 21jährige Jonathan Yale und sein 19jähriger Kamerad Jordan Hearter zum ersten Mal. Sie kannten sich erst wenige Minuten, hatten wenig mehr als einige Worte miteinander wechseln können. Die verwackelte, sechs Sekunden lange Aufnahme einer Überwachungskamera dokumentiert, was dann geschah.  Im Angesicht des sicheren Todes besiegten sie die Angst, von der Jonathan gegenüber seiner Mutter gesprochen hatte und trafen eine einsame, endgültige Entscheidung.  Das Video zeigt die letzten sechs Sekunden im Leben von Jordan Hearter und Jonathan Yale.

 Die beiden jungen Soldaten hatten gerade den Dienst zusammen mit zwei Angehörigen der irakischen Polizei aufgenommen, mit denen sie die Einfahrt zu der Polizeikaserne, in der die Polizisten und Marinesoldaten untergebracht waren, sichern sollten, als das jähe Aufheulen eines schweren Motors ihnen die nahende Gefahr signalisierte  Ein blauer Mercedes-LKW hielt mit hoher Geschwindigkeit auf das Tor zu, unter der Plane auf der Ladefläche 1000 kg hochexplosiven Plastiksprengstoffs, am Steuer ein Selbstmordattentäter.
Die irakischen Polizisten am Eingangstor feuerten einige Schüsse aus ihren AK47-Gewehren ab, dann folgten sie ihrem natürlichen Instinkt und flüchteten nach hinten, weg von dem stählernen Monstrum und seiner tödlichen Ladung. Jetzt waren Jordan Hearter, Jonathan Yale und ihre Waffen das einzige, das zwischen 150 Männern und dem sicheren Tod stand.
Niemand wird je erfahren, was zwischen ihnen in jenen Sekunden gesprochen wurde oder ob sie überhaupt die Möglichkeit dazu hatten, aber die Videoaufzeichung spricht eine eindeutige Sprache. Jordan Hearter und Jonathan Yale hätten die Möglichkeit gehabt, zu flüchten, als der LKW das Tor durchbrach, doch sie entschieden anders. Sie traten nach vorn und brachten ihre Waffen in Anschlag. Von diesem Moment an hatten sie noch sechs Sekunden zu leben.

Jordan Haerter nahm mit seinem M4-Karabiner den Mann hinter dem Steuer ins Visier, während sein Kamerad Yale mit dem M249-Maschinengewehr auf  Reifen und Motor zielte. Beide begannen konzentriert zu feuern.
Sie hatten noch vier Sekunden zu leben.
Der LKW hielt weiter unbeirrt auf die Kaserne zu. Spätestens zu diesem Zeitpunkt mußte Hearter und Yale klar sein, daß sie die Explosion nicht überleben würden, selbst wenn sie den LKW noch stoppen konnten.
Sie feuerten weiter.
Sie hatten noch zwei Sekunden zu leben.
Die Frontscheibe des LKW zersplitterte, der Fahrer sackte hinter dem Steuer zusammen.
Der LKW stoppte.
Sie hatten noch eine Sekunde zu leben.
Der LKW explodierte.
Die Aufzeichnung der Kamera brach ab.

Zwei junge Soldaten waren für immer vereint.

Bildquelle: Facebook
Die Explosion zerstörte die Polizeikaserne fast vollständig. Viele der Polizisten und Marinesoldaten wurden verwundet, manche von ihnen schwer, aber keiner kam ums Leben. Die meisten hatten von dem Vorfall nichts bemerkt, bis die Detonation Mauern und Dach zum Einsturz brachte. Niemand hätte einen direkten Einschlag der gewaltigen Autobombe in das Gebäude überleben können, wäre er nicht durch die beiden einzigen Gefallenen dieses Tages verhindert worden -   Jordan Hearter und Jonathan Yale.

Diese Männer verdanken dem selbstlosen Einsatz von Jordan Hearter und Jonathan Yale ihr Leben
( Bildquelle: jordanhearter.com)
Jordan Hearter wuchs in Sag Harbor im Bundestaat New York auf. Schon als kleiner Junge zeigte er großes Interesse für alles, was mit dem Militär zusammenhing. Er ging in die Bibliothek und las historische Bücher, um mit einer absolut originalgetreuen Uniform aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an der Parade zu Halloween teilnehmen zu können. Unmittelbar nach seinem Highschoolabschluß trat er dem US Marine Corps bei, qualifizierte sich schnell als hervorragender Schütze, begann im März 2008 seinen ersten Einsatz im Irak und schmiedete gleichzeitig Pläne, danach seine langjährige Freundin Nicole zu heiraten.

Jonathan Yale lebte mit seiner Mutter und seiner Schwester Tammy in Burkeville, einer kleinen Stadt in der Nähe von Richmond, Virginia. Freunde und Angehörige beschrieben ihn als fröhlichen, kontaktfeudigen Jungen, der immer für einen Spaß zu haben war, bereit, anderen Menschen zu helfen. „ Er war der beste Kumpel, den ich  auf der ganzen Welt hatte“ sagte Tammy unter Tränen dem Reporter der „Richmond Times“, „ ich vermisse ihn an jedem einzelnen Tag.“

Präsident Barack Obama verlieh Jordan Hearter und Jonathan Yale posthum das „Navy Cross“, die zweithöchste Tapferkeitsauszeichnung der Vereinigten Staaten. Bei einer Feierstunde auf ihrem Heimatstützpunkt Camp Lejeune, North Carolina, würdigte er sie unter anderem mit diesen Worten:
„ Diese jungen Männer meldeten sich zum Dienst in einer Zeit des Krieges, wohl wissend, dass sie den größten Gefahren ins Auge blicken mussten. Sie lehren uns, daß wir für unsere Freiheit einen hohen Preis zu zahlen haben. Ihr Opfer sollte eine Herausforderung für jeden einzelnen von uns sein, sich zu fragen, was er tun kann, um ein besserer Staatsbürger zu werden.“

Zwei Brücken tragen heute die Namen von Jordan Hearter und Jonathan Yale, in ihren Heimatstädten Sag Harbour und Burkeville.
Die Jahre seit dem Verlust ihres Sohnes brachten Rebecca Yale viele Tiefen und nur wenige Höhen, in ihrem Inneren hat sie noch immer nicht damit abgeschlossen.
 „Irgendwie warte ich immer noch darauf, dass er nach Hause kommt .Ein Teil von mir schaut noch auf diese Tür, als würde er gleich hindurchkommen.“
Jon´s Name auf dem Schild an der Brücke gibt Rebecca die Hoffnung, dass sein Andenken gewahrt bleibt.
„ Solange Menschen über diese Brücke gehen, werden sie es sehen und alle werden sich an ihn erinnern.“


  1987-2008                                         1988-2008


EHRE IHREM ANDENKEN - SIE SIND UNVERGESSEN

Textquellen: jordanhearter.com
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